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So beeinflusst Botox die Gefühlssteuerung im Gehirn

Das Bakteriengift Botulinumtoxin (BTX) – Botox – ist den meisten Menschen als Mittel gegen Falten bekannt. Doch Botulinumtoxin kann noch mehr.

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Wird es in die Stirn gespritzt, lindert es Depressionen. Bei Menschen mit Borderline-Erkrankung, die an extremen Stimmungsschwankungen leiden, dämpft es nachhaltig negative Emotionen. Das hat Professor Dr. Tillmann Krüger von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) schon vor Jahren nachgewiesen.

Botox beeinflusst die Amygdala
Jetzt haben die Psychiater herausgefunden, wo und wie BTX das Negativ-Programm im Gehirn beeinflusst. Mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MRT) haben sie die neuronalen Effekte bei Borderline-Patientinnen sichtbar gemacht. Das Ergebnis: Botulinumtoxin beeinflusst im Gehirn die Amygdala, wo Ängste entstehen und verarbeitet werden.

Rückkoppelung zwischen Muskeln und Psyche
Negative Stimmungen drücken sich im Gesicht in der Glabellarregion aus, dem Bereich der unteren mittleren Stirn. Sind wir wütend oder angespannt, ziehen sich zwei verschiedene Muskelarten zusammen und lassen über der Nasenwurzel Zornes- oder Sorgenfalten entstehen. Wird Botulinumtoxin in die Glabellarregion gespritzt, lähmt es diese Muskeln zwischen den Augenbrauen. Weil Gesichtsmimik und psychisches Befinden eng verbunden sind, reduziert sich dadurch auch die Intensität der Emotionen. «Eine entspannte Stirn vermittelt sozusagen ein positiveres Gefühl», erklärt Professor Krüger. In der Wissenschaft wird diese Rückkoppelung als Facial-Feedback-Theorie diskutiert.

In einer früheren Meta-Analyse hatten Professor Krüger und sein Team bereits nachgewiesen, dass eine BTX-Injektion in die Glaballarregion einen positiven Einfluss auf Stimmung und Gemütserregung hat. Depressive Symptome verbessern sich dadurch deutlich. «Die Behandlung hat gleich mehrere Vorteile: Da die lähmende Wirkung drei oder mehr Monate anhält, muss auch nur in diesen zeitlichen Abständen eine Spritze gesetzt werden. Die seltenen Injektionen sind zudem weniger kostspielig als manche anderen Therapieoptionen und haben eine sehr gute Verträglichkeit und Akzeptanz unter den Patienten», erläutert Professor Krüger.

Botulinumtoxin drosselt emotionales Dauerfeuer in der Amygdala
Und das funktioniert bei Depressionen ebenso wie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Indem Botulinumtoxin die Feedbackschleife zwischen den Stirnmuskeln und dem Gehirn unterbricht, verändert es auch die emotionale Rückmeldung. Das konnten die Forschenden im Gehirn von Borderline-Patientinnen nachweisen, die mit einer Botulinumtoxin-Injektion in die Glabellarregion behandelt worden waren. Bereits vier Wochen später hatten die Patientinnen deutlich verringerte Symptome, was sich auch in den MRT-Bildern zeigte. «Wir konnten sehen, dass Botulinumtoxin das emotionale Dauerfeuer im Mandelkern drosselt, welche die hochgradige innere Anspannung der Betroffenen begleiten», sagt der Psychiater.
Akupunktur ohne neuronale Effekte Eine Vergleichsgruppe, die mit Akupunktur behandelt wurde, zeigte zwar auch verbesserte klinische Symptome, nicht jedoch die neuronalen Effekte in der MRT-Untersuchung. Das Feedback zwischen Muskeln und Gehirn funktioniert aber nicht nur in der Glabellarregion. Das hat eine Datenbank-Studie ergeben, an der Professor Krüger und sein Kollege Professor Wollmer beteiligt waren und die bereits Ende 2021 in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde. In Zusammenarbeit mit der University of California San Diego fanden sie heraus, dass Botulinumtoxin auch Angststörungen mildern kann, wenn es in die Kopfmuskeln, in die Muskeln der oberen und unteren Gliedmassen sowie in die Nackenmuskeln gespritzt wird.PS

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