Home/Soziale Ungleichheit und Covid-19: Wer starb während der Pandemie?
imageMenschen aus Osteuropa und aus ärmlichen Verhältnissen starben besonders häufig an Covid. Symbolbild: Brian McGowan | Unsplash.

Soziale Ungleichheit und Covid-19: Wer starb während der Pandemie?

Finanzielle Not, geringes Bildungsniveau und Alleinleben erhöhten während der COVID-19-Pandemie das Sterberisiko deutlich – insbesondere in Osteuropa. Das zeigt eine Lausanner Studie. Die Analyse basiert auf Daten aus 28 Ländern Europas.

Sarah Bourdely31.7.20253"
Die Covid-19-Pandemie hat Europas Gesundheitssysteme erschüttert – doch nicht alle Menschen waren gleich stark betroffen. Eine im «International Journal of Public Health» veröffentlichte Studie unter der Leitung von Paola Sillitti (Universität Lausanne, CHUV) zeigt: soziale Ungleichheit war ein zentraler Faktor für die Sterblichkeit.

Erstmals wurde dabei der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Todesursache in 28 europäischen Ländern systematisch untersucht – unter Verwendung der SHARE-Daten (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe).
Wer war besonders gefährdet?
Die Analyse von 7'137 Todesfällen bei über 50-Jährigen zwischen 2018 und 2022 zeigt: Männer, ältere Menschen, Personen ohne Partner, solche mit finanziellen Schwierigkeiten oder niedrigem Bildungsstand und Menschen in Osteuropa starben signifikant häufiger während der Pandemie.

Während viele Studien sich auf einzelne Länder beschränken, liefert diese Arbeit einen europaweiten Vergleich. Auffällig: Wer grosse Mühe hatte, finanziell über die Runden zu kommen, hatte eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, während der Pandemie zu sterben – und zwar nicht nur an Covid-19, sondern auch an anderen respiratorischen und infektiösen Erkrankungen.

Die Schweiz war Teil der Studie – durchgeführt mit finanzieller Unterstützung des Swiss Centre of Expertise in the Social Sciences (FORS). Die Erkenntnisse gelten also auch für hiesige Entscheidungsträger.
Geografische Unterschiede
Auffällig war zudem ein geografischer Gradient: Menschen in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Polen, Slovakei oder Tschechien waren überproportional von Covid-bedingten Todesfällen betroffen. Die Forschenden vermuten als Gründe unter anderem geringere Verfügbarkeit von Gesundheitsdienstleistungen, später eingeführte Schutzmassnahmen (Lockdown, Maskentragen) und eine niedrigere Impfquote.
End-of-Life-Daten als wertvolle Ressource
Grundlage der Untersuchung bilden neben Selbstauskünften der Verstorbenen sogenannte «Proxy-Interviews», also Gespräche mit Angehörigen Verstorbener im Rahmen der SHARE-Studie. Diese erlauben tiefe Einblicke in Gesundheitszustand, Versorgung und soziale Lage am Lebensende.

Die Ergebnisse bestätigen: Soziale Ungleichheit zeigt sich auch in der Sterbestatistik. Die Forschenden fordern daher, Lehren aus der Pandemie zu ziehen: Krisenpläne und Versorgungssysteme müssten künftig so gestaltet werden, dass auch vulnerable Gruppen ausreichend geschützt und versorgt werden – in jeder Lebensphase.

Zur Originalpublikation:

just-medical!
Blegistrasse 5
6340 Baar
Schweiz

www.just-medical.com

Über uns
 
Kontakt
info@docinside.ch
+41 41 766 11 55