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imageElisa Rioja-Blanco und Martin Béhé vom Zentrum für radiopharmazeutische Wissenschaften im Zentrum für Life Sciences am PSI. Bild: Paul Scherrer Insitut PSI/Mahir Dzambegovic.

Mit Terbium gegen Lymphdrüsenkrebs

Eine Radionuklidtherapie mit dem radioaktiven Element Terbium könnte Lymphdrüsenkrebs wirksam bekämpfen. Das zeigen Experimente am Paul Scherrer Institut in Zusammenarbeit mit dem Inselspital.

Sarah Bourdely3.6.20254"
Jährlich erkranken in der Schweiz rund 2000 Menschen an Lymphdrüsenkrebs, etwa 570 sterben daran.

Nun präsentiert ein Forschungsteam des Paul Scherrer Instituts (PSI) und des Inselspitals – Universitätsspital Bern im «Journal of Nuclear Medicine» eine innovative Therapieform, die gezielter wirken und die Überlebenschancen verbessern könnte.
Strahlentherapie von innen
«Dabei wird die radioaktive Substanz Terbium-161 an einen Antikörper gekoppelt und in das Blut der Betroffenen gespritzt», erklärt Martin Béhé vom Zentrum für radiopharmazeutische Wissenschaften am PSI in einer Medienmitteilung.

Der Antikörper dockt im Körper an eine Struktur an, die bei Tumorzellen des Lymphdrüsenkrebs besonders häufig vertreten ist: dem sogenannten CD30-Rezeptor. «So wird das radioaktive Terbium direkt an den Ort des Tumorgeschehens gebracht, um dort mit seiner radioaktiven Strahlung Krebszellen zu töten», so Béhé.
Effektiver und schonender
Im Gegensatz zum bereits etablierten Lutetium-177, dessen Beta-Teilchen grössere Tumoren adressiert, kann Terbium-161 auch kleinste Krebszellcluster und zirkulierende Tumorzellen im Blut erreichen. Gesunde Organe im Körper werden hingegen verschont.

Möglich wird dies durch die Abgabe zusätzlicher Auger- und Konversionselektronen.
«Diese Strahlung reicht weniger als ein Mikrometer weit, also weniger als ein tausendstel Millimeter. Das ist gerade mal so viel, wie Tumorzelle gross ist.» Martin Béhé, PSI.
«Terbium-161 feuert sozusagen präzisere Geschosse ab», umschreibt es Elisa Rioja-Blanco, ebenfalls vom Zentrum für radiopharmazeutische Wissenschaften und Erstautorin der Studie. «Wir erwischen so auch kleine Tumorherde, von denen die Ärztinnen und Ärzte vielleicht zu dem Zeitpunkt noch gar nichts wissen.»
Eine starke Waffe gegen Krebszellen
Die vielversprechenden Ergebnisse basieren auf Zellkulturexperimenten mit drei CD30-positiven Krebszelllinien sowie Tiermodellen.

Es zeigte sich, dass der Wirkstoff die Krebszellen – abhängig von der Zellart − doppelt bis 43-mal so gut abtötete wie der analoge Wirkstoff mit Lutetium-177. Weiterführende Versuche zeigten, dass der Terbium-Wirkstoff schwerere Schäden an der Krebszell-DNA verursachte, die von den Zellen nicht selbst reparieren werden können.

Anschliessend testeten die Forschenden die Substanz an krebskranken Mäusen. Die mit Terbium-161 behandelten Mäuse überlebten im Durchschnitt doppelt so lang wie ihre Artgenossen, denen ein Lutetium-177-Wirkstoff gespritzt worden war. Einige der Mäuse waren nach der Behandlung sogar komplett krebsfrei.

Die Substanz besitzt mit 6,9 Tagen eine praktikable Halbwertszeit, was ihren klinischen Einsatz erleichtert: Sie lässt sich gut transportieren und baut sich nach der Therapie rasch wieder ab.
Klinische Studien in Vorbereitung
Aktuell wird Terbium-161 bereits in einigen klinischen Studien getestet, jedoch nicht spezifisch gegen Lymphome.
«Unsere Ergebnisse liefern gute Hinweise darauf, dass sich der Wirkstoff auch im Menschen als wirksames Mittel gegen Lymphome erweisen könnte.» Elisa Rioja-Blanco, PSI.
Die Forschung wird durch die Lymphoma Challenge der ETH Zürich sowie durch Innosuisse unterstützt, mit dem Ziel, eine klinische Anwendung und spätere Kommerzialisierung vorzubereiten.

Zur Originalpublikation:
  • Elisa Rioja-Blanco, Yara Banz, Christoph Schlapbach et. al., «Terbium-161 radioimmunotherapy as a novel treatment for CD30+ lymphomas», in: «Journal of Nuclear Medicine», Juni 2025.
  • doi: 10.2967/jnumed.124.268805

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