Krebserkrankungen wie der Schwarze Hautkrebs (Melanom) werden bislang meist nach etablierten Leitlinien behandelt – mit zunehmendem Erfolg. Doch innerhalb dieser Standardtherapien gibt es oft mehrere Behandlungsoptionen. Sind diese ausgeschöpft, fehlen oft klare Entscheidungsgrundlagen.
Das
Tumor Profiler Center – ein Zusammenschluss des Universitätsspitals Zürich, der Universität Zürich, der ETH Zürich und des Universitätsspitals Basel – verfolgt daher einen anderen Weg: In ihrer
Studie haben die Forschenden einen Tumor auf molekularer Ebene bis in einzelne Zellen hinein untersucht.
Ziel war es, aus zehntausenden Datenpunkten jene Behandlungsoption zu identifizieren, die für die betroffene Person am erfolgversprechendsten ist.
Schnelle Analyse und individuelle Behandlungsempfehlungen bei Melanom
In der prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie analysierten über 100 Forschende die Tumoren von 116 Patientinnen und Patienten mit insgesamt 43’000 molekularen Datenpunkten pro Probe – das entspricht rund 0,5 Terabyte an biologischen Informationen.
Zum ersten Mal weltweit wurden dafür neun molekularbiologische Technologien für das Profiling parallel eingesetzt, wie das USZ in einer
Medienmitteilung bekanntgibt. Aus den so gewonnenen Informationen entstand ein umfassendes Bild der biologischen Vorgänge im Tumor, von der DNA über die RNA bis hin zu den Proteinen.
«Diese Werte und Informationen zeigen uns, dass die Empfehlungen aus dem Tumorprofiling innerhalb einer nützlichen Frist vorliegen und mit einem für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte konkreten und direkt umsetzbaren Nutzen.»
Nicola Miglino, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich und Erstautor der Studie.
Wichtigster klinischer Prüfstein: Wie schnell liegen die Daten vor, und wie hilfreich sind sie für behandelnde Ärztinnen und Ärzte? Die Ergebnisse sprechen für sich: Innerhalb von vier Wochen konnten konkrete Therapieempfehlungen abgegeben werden – und in drei von vier Fällen beurteilten die Onkologinnen und Onkologen diese als relevant für die klinische Entscheidung.
Erste klinische Vorteile erkennbar
Besonders ermutigend: Personen, deren Behandlung auf Basis der Tumor Profiler-Daten angepasst wurde, sprachen häufiger auf die Therapie an als Vergleichspersonen ohne diese Datengrundlage. Das ist zwar kein endgültiger Wirksamkeitsnachweis, aber ein vielversprechender Hinweis auf den klinischen Nutzen dieses datengetriebenen Ansatzes.
«Diese Studie ist ein grosser Schritt in Richtung datenbasierte Medizin. Sie bereitet den Weg zu neuen klinischen Studien, die nicht einzelne Medikamente testen, sondern vielmehr die eigentliche Vorhersage der wirksamsten Therapie.»
Andreas Wicki, Professor für Onkologie an der Universität Zürich, stellvertretender Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie und Co-Direktor des Tumor Profiler Centers am USZ.
Ob dieser personalisierte Ansatz künftig systematisch in die Krebsbehandlung integriert wird, muss in weiteren, randomisierten Studien bestätigt werden. Doch der Weg zur datenbasierten Onkologie ist geebnet.