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imageUngewollt Kinderlos zu sein, kann für Paare zur Belastung werden – sowohl psychisch als auch finanziell. Symbolbild: Unsplash.

Unfruchtbarkeit: Neue WHO-Leitlinie zu Prävention, Diagnose und Behandlung

Millionen Menschen bleiben beim Kinderwunsch allein zurück. Nun fordert die Weltgesundheitsorganisation in der ersten globalen Leitlinie zu Infertilität umfassende Reformen, damit Fertilitätsmedizin sicherer, gerechter und erschwinglicher wird.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre erste globale Leitlinie zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Unfruchtbarkeit veröffentlicht. Ziel ist es, Kinderwunschbehandlungen sicherer, erschwinglicher und gerechter zu gestalten und somit mehr Menschen den Zugang zu wissenschaftlich fundierten Therapien zu ermöglichen.

«Unfruchtbarkeit ist eine der am meisten übersehenen Herausforderungen der öffentlichen Gesundheit unserer Zeit und ein bedeutendes globales Gerechtigkeitsproblem», sagt Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, in einer Mitteilung.
Menschenzentrierte Versorgung
Unfruchtbarkeit – definiert als das Ausbleiben einer Schwangerschaft nach 12 Monaten oder länger mit regelmässigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr – betrifft Schätzungen zufolge jede sechste Person im reproduktiven Alter.

Während die Nachfrage nach Kinderwunschbehandlungen weltweit steigt, bleibt der Zugang zu Versorgung stark eingeschränkt. Laut WHO werden in vielen Ländern Untersuchungen und Behandlungen weitgehend aus eigener Tasche bezahlt – oft mit katastrophalen finanziellen Folgen für die Betroffenen. In manchen Kontexten könne schon ein einziger Zyklus der In-vitro-Fertilisation (IVF) das Doppelte des durchschnittlichen jährlichen Haushaltseinkommens kosten.

Die neue Leitlinie enthält 40 Empfehlungen zur Stärkung der Prävention, Diagnose und Behandlung von Unfruchtbarkeit. Darüber hinaus fordert die Leitlinie mehr Investitionen in Prävention und Aufklärung über die Gründe für Unfruchtbarkeit in Schulen, der Primärversorgung und reproduktiven Gesundheitseinrichtungen.
«Menschen zu befähigen, fundierte Entscheidungen über ihr reproduktives Leben zu treffen, ist eine gesundheitliche Notwendigkeit und eine Frage der sozialen Gerechtigkeit,» Pascale Allotey, WHO.
Die Leitlinie beschreibt zudem klinische Abläufe zur Diagnose häufiger biologischer Ursachen männlicher und weiblicher Unfruchtbarkeit. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse klinischer Tests sowie der Präferenzen der Betroffenen gibt sie Anleitung zum schrittweisen Übergang von einfacheren Managementstrategien – etwa Beratung zu fruchtbaren Phasen ohne aktive Behandlung – hin zu komplexeren Massnahmen wie intrauteriner Insemination oder IVF.

In Anerkennung der emotionalen Belastung durch Unfruchtbarkeit – die zu Depressionen, Angstzuständen und sozialer Isolation führen kann – betont die Leitlinie zudem die Notwendigkeit eines fortlaufenden Zugangs zu psychosozialer Unterstützung.
Empfehlungen an lokalen Kontext anpassen
Die WHO ermutigt die Länder, die Empfehlungen an ihren jeweiligen Kontext anzupassen und Fortschritte zu überwachen. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordere Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsministerien, Fachgesellschaften, der Zivilgesellschaft und Patientengruppen.

«Die Prävention und Behandlung von Unfruchtbarkeit müssen auf der Gleichstellung der Geschlechter und reproduktiven Rechten basieren», sagt Pascale Allotey, Direktorin der WHO-Abteilung für sexuelle und reproduktive Gesundheit. «Menschen zu befähigen, fundierte Entscheidungen über ihr reproduktives Leben zu treffen, ist eine gesundheitliche Notwendigkeit und eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.»
Zur WHO-Leitlinie Infertilität


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