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imageIm Schneckentempo: Es vergehen Jahrzehnte, bis unnötige Screenings abgebaut sind. Symboldbild: Pascal van de Vendel | Unsplash.

Veraltete Krebs-Screenings: Deimplementierung dauert zu lange

Obwohl neue Leitlinien längst davon abraten, bleiben viele unnötige Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs im klinischen Alltag bestehen – teils über Jahrzehnte. Eine neue US-Studie zeigt, wie träge der Rückbau solcher Praktiken verläuft.

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Nützt's nichts, schadet's nichts? In Bezug auf die Krebsvorsorge ein gefährliches Motto. Denn: Unnötige Krebs-Screenings gefährden nicht nur die Versorgungsqualität – sie können auch Angst, Überbehandlung und Komplikationen verursachen.
Bis zu 16 Jahre: Low-Value-Screenings
Eine aktuelle Untersuchung der University of Florida zeigt: Der Rückzug sogenannter «Low-Value»-Screenings dauert teils über ein Jahrzehnt.

Konkret wurde der Zeitverlauf für sechs von der United States Preventive Services Task Force (USPSTF) als «Grade D» eingestufte Früherkennungen untersucht – das heisst: Sie bringen gesunden Erwachsenen ohne Symptome keinen Nutzen und können sogar schaden.

So lange dauerte es ab Änderung der jeweiligen Leitlinien:
  • Zervixkarzinom-Screening bei <21-Jährigen: Reduktion um 50 % in nur einem Jahr
  • Zervixkarzinom-Screening bei >65-Jährigen: 16 Jahre bis zur Halbierung der Anwendungen
  • PSA-Screening bei Männern ≥70: Auch zwölf Jahre nach der Empfehlung kein signifikanter Rückgang
  • Für das Screening auf Ovarial-, Schilddrüsen-, Hoden- und Pankreaskarzinome fehlten belastbare Daten

Fehlanreize, Patientenerwartungen und fehlende Datenerhebung
Doch was sind die Gründe für diese schleppende Umsetzung der geänderten Leitlinien? Ärztliche Routinen, Patientenerwartungen und ein Mangel an effektiven Überwachungssystemen, so die Forschenden.

«Es ist schwer, jemanden davon abzubringen, etwas zu unterlassen, das er oder sie seit Jahren macht», sagt Studienleiterin Jennifer LeLaurin gegenüber Medical Update Online. Hinzu kommt: Viele Menschen verbinden frühes Screening mit Sicherheit – selbst dann, wenn aktuelle Daten ein anderes Bild zeichnen.

Auch in der Schweiz ist die Überprüfung von Screeningpraktiken ein zentrales Thema der evidenzbasierten Medizin. Die Ergebnisse aus den USA machen deutlich: Der Rückzug von medizinisch überholten Massnahmen erfordert nicht nur neue Leitlinien, sondern auch strukturierte Monitoring- und Kommunikationsstrategien im Praxisalltag.

Zur Originalpublikation:

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