Home/Welche Auswirkungen hat die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) auf die Knochengesundheit von Rheumapatienten?

Welche Auswirkungen hat die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) auf die Knochengesundheit von Rheumapatienten?

Protonenpumpenhemmer (PPI) gehören zu den am häufigsten genutzten Medikamenten überhaupt. Auch Rheumapatienten bekommen sie oft verschrieben um Magenproblemen vorzubeugen, die durch die Einnahme entzündungshemmender Arzneimittel entstehen können. Doch diese Praxis könnte negative Folgen für die Knochengesundheit haben.

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PPI wie Pantoprazol oder Omeprazol hemmen die Produktion von Magensäure und sind vor allem für die Therapie von Magengeschwüren oder -blutungen gedacht, werden aber auch vorbeugend eingesetzt. Viele Patienten mit rheumatoider Arthritis bekommen unter bestimmten Bedingungen PPI bei einer Therapie mit Glukokortikoiden verschrieben, um zu verhindern, dass die Magenschleimhaut sich entzündet. Manche nehmen PPI auch ohne ärztliche Rücksprache bei Sodbrennen oder anderen Magenbeschwerden ein. Man kann sie bis zu einer bestimmten Dosis rezeptfrei in der Apotheke bekommen.
  • Dabei ist aus Studien zu verschiedenen Erkrankungen bekannt, dass die Einnahme von PPI die Entwicklung von Osteoporose begünstigt.
  • Zusätzlich kann das in der Rheumatologie oft gleichzeitig genutzte Kortison den Knochen schwächen.
«Wir haben uns deshalb gefragt, ob PPI auch bei unseren Rheumapatienten das Osteoporoserisiko nochmals erhöhen», erklärt der Erstautor der Studie, Dr. Andriko Palmowski, Arzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Charité.

Analyse der Knochenmineraldichte von 1500 Patienten
Um dies herauszufinden untersuchte er zusammen mit Prof. Frank Buttgereit und weiteren Kollegen aus der Charité, aus den USA und aus Dänemark die Knochengesundheit von rund 1500 Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Etwa die Hälfte nahm täglich Protonenpumpenhemmer ein. Analysiert wurden die Knochenmineraldichte und die Knochenmikroarchitektur. Ist die Knochendichte erniedrigt oder lassen sich Veränderungen in der Mikroarchitektur finden, weist das auf Osteoporose hin.
  • Tatsächlich war die Knochendichte bei Patienten, die PPI nahmen, signifikant niedriger als bei solchen, die keine PPI nahmen.
  • Dieser Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn Einflussfaktoren wie Alter oder Nikotinkonsum statistisch berücksichtigt und eliminiert wurden.
  • Besonders ausgeprägt war der Effekt, wenn Patienten PPI zusammen mit Kortison-Präparaten in einer täglichen Dosis von mindestens 7,5 mg einnahmen.
  • Die Knochen-Mikroarchitektur hingegen war nicht relevant beeinträchtigt.
«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass PPI bei Patienten mit rheumatoider Arthritis zu einem Verlust an Knochenmineraldichte führen», sagt Andriko Palmowski.
  • Hieraus kann man grob schätzen, dass das Risiko für einen Wirbelbruch um etwa 25 Prozent steigt.

Gründe für die Verschreibung von Magenschutz genau prüfen
Die Autoren der Studie sehen nun ihre ärztlichen Kollegen in der Pflicht: «Ärzte sollten die Gründe für eine PPI-Verordnung sorgfältig prüfen und Nutzen und mögliche Risiken mit den Patienten besprechen – insbesondere wenn gleichzeitig Kortison verschrieben wird», schlussfolgern sie. Berechtigte Gründe für eine Verordnung von PPI sind beispielsweise Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Magengeschwürs begünstigen. Zu diesen Risikofaktoren gehört zum Beispiel die gleichzeitige Einnahme von Kortison und nichtsteroidalen Rheumamitteln wie Ibuprofen, Diclofenac oder auch Aspirin. Wer hingegen allein Kortison einnimmt und keine weiteren Risikofaktoren aufweist, benötigt eher keinen Magenschutz – so die Masogabe der ärztlichen Leitlinie «Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität».

«Ist eine gleichzeitige Einnahme unvermeidbar, können Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D und Kalzium den Knochenerhalt unterstützen», erklärt Andriko Palmowski. Bei geplanter längerfristiger Kortisontherapie sind möglicherweise regelmässige Knochendichtemessungen und gegebenenfalls eine gezielte medikamentöse Osteoporosetherapie notwendig. Welche Massnahmen im Einzelfall sinnvoll sind, sollten Patienten und Ärzte gemeinsam besprechen.PS


Quelle: Charité Universitätsmedizin Berlin, Pressemitteilung vom 16.05.2024

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