Eine zentrale Erkenntnis der Datenauswertung lautet: Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf steigt generell mit der Schwangerschaftswoche und ist um die 30. Schwangerschaftswoche am höchsten. «Des Weiteren hat sich gezeigt, dass bei geimpften schwangeren Frauen die Erkrankung meist mit milden oder keinen Symptomen verläuft», sagt Prof. Dr. Ulrich Pecks, Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des UKSH, Campus Kiel.
Daten unterstreichen Impfempfehlung
«Auch lassen sich in der aktuellen Omikron-Phase weniger stationäre Aufnahmen wegen COVID-19 unter geimpften Schwangeren darstellen.» Prof. Dr. Mario Rüdiger, Neugeborenenmediziner und Gründungsdirektor des Zentrums für feto-neonatale Gesundheit am Dresdner Universitätsklinikum ergänzt: «Die neuen Daten unterstreichen eindeutig die Empfehlung der Stiko für Schwangere, sich ab dem 2. Trimester gegen COVID-19 impfen zu lassen.»
Für die Erhebung wurden die Daten aus zwei Erhebungsperioden verglichen:
- Periode 1 umfasst Frauen mit Infektion vor dem 24.8.2021 (Zeitraum bis zum Beginn des Auftretens der Delta-Variante und vor Veröffentlichung einer allgemeinen Impfempfehlung für Schwangere in Deutschland).
- Periode 2 umfasst Daten von Frauen mit Infektionsdatum zwischen dem 17.1.2022 und 16.6.2022 (Zeitraum mit > 95-% Omikron-Dominanz).
«Die Daten zeigen, dass in Periode 1 keine Schwangere geimpft war, während es in Periode 2 mehr als 51 Prozent waren. Dies spiegelt sich auch in der Hospitalisierungs- und Pneumonie-Rate wider: Geimpfte Frauen aus Periode 2 hatten im Vergleich zu den Ungeimpften aus Periode 2 eine niedrigere Hospitalisierungs- und Pneumonie-Rate sowie eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, wegen COVID-19 entbunden zu werden», so Prof. Dr. Pecks. «Auch die Rolle der Virus-Variante wird deutlich: Es ist zu erkennen, dass unter den ungeimpften Schwangeren in Periode 2 der Anteil der wegen Covid-19 stationär Behandelten um etwa 25 Prozent geringer war als in Periode 1».
«Die Ergebnisse zeigen, dass, bei aller Unsicherheit in Bezug auf neue Virusvarianten und mögliche Covid-19-Wellen im kommenden Herbst, insbesondere Frauen im reproduktiven Alter nicht nur von dem Impfangebot Gebrauch machen sollten, sondern ihnen auch das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft und den damit einhergehenden Konsequenzen für das Ungeborene näher gebracht werden sollten», so Prof. Dr. Rüdiger.
Projekt CRONOS
Mit dem Projekt «Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study in Germany» (CRONOS) haben Wissenschaftler des Forschungsnetzwerkes der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) bereits zu Anfang der Pandemie begonnen, strukturiert Daten zu den Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf Schwangerschaft und Geburt zu erfassen. Das vom Land Schleswig-Holstein unterstützte Register bündelt die Expertise der Geburtshilfe und Neonatologie in mehr als 130 deutschen Kliniken. Bisher wurden die Daten von mehr als 7.000 Frauen erhoben.