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Wie sich Bakterien gegen Plasmen wehren

Ein Hitzeschockprotein schützt die Zellen gegen das Verklumpen von Proteinen. Bei längeren Behandlungsdauern wird es jedoch abgebaut.

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Plasmen werden zum Beispiel in der Wundbehandlung gegen Krankheitserreger eingesetzt, die gegen Antibiotika resistent sind. Doch Bakterien können sich wehren: Sie verfügen über ein Hitzeschockprotein, das sie schützt. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Julia Bandow und Dr. Tim Dirks aus dem Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie der Ruhr-Universität Bochum konnte zeigen, dass Bakterien, die das Hitzeschockprotein Hsp33 überproduzieren, einer Plasmabehandlung effektiver standhalten als andere. Die Forscher konnten ausserdem nachweisen, welche Bestandteile des Plasmas das Hitzeschockprotein aktivieren.

Nach drei Minuten waren alle Bakterien inaktiviert
Bei der Behandlung durch ein Plasma entfalten sich Proteine, verlieren ihre natürlichen Funktionen und können verklumpen. Ihr Verklumpen ist toxisch für Zellen und kann zu deren Inaktivierung führen. Das bakterielle Hitzeschockprotein mit einer Grösse von 33 Kilodalton, kurz Hsp33, verhindert das Verklumpen, indem es sich entfaltende Proteine bindet.

Um herauszufinden, ob ein Übermass an Hsp33-Zellen vor Plasma schützt, behandelten die Forscher Stämme, die das Protein überproduzieren, mit der Plasmaquelle der Firma Cinogy, die in der Dermatologie bereits eine Anwendung findet. Es zeigte sich, dass diese Stämme nach einer kurzen Behandlungszeit von etwa einer Minute deutlich besser überlebten als Bakterien des Wildtyps. «Nach einer Behandlungsdauer von drei Minuten waren aber auch die Zellen inaktiviert, die Hsp33 im Übermass produzieren», berichtet Tim Dirks.

Welche Spezies das Hitzeschockprotein aktivieren
Dass Hsp33 durch Plasma aktiviert wird, wiesen die Forscher nach, indem sie das aufgereinigte Hitzeschockprotein mit der Plasmaquelle behandelten. «Diese Aktivierung geht mit der Oxidation und Entfaltung des Proteins einher und ist umkehrbar», erklärt Tim Dirks. «Jedoch konnten wir auch zeigen, dass Hsp33 durch längere Plasmabehandlungszeiten von einer Stunde komplett abgebaut wurde.» Ausserdem wurde die Fähigkeit des Proteins, ein Zink-Atom zu binden, durch Plasma negativ beeinflusst. Dieses Zink-Atom stärkt die natürliche dreidimensionale Struktur des Proteins im inaktiven Zustand.

Da bislang nichts darüber bekannt war, welche Plasma-produzierten Spezies Hsp33 aktivieren können, haben die Forscher verschiedene Stressoren, die bekanntlich durch Plasma produziert werden, hergestellt und Hsp33 einzeln damit behandelt. «Auf diese Weise zeigte sich, dass Hsp33 durch Superoxid, singulären Sauerstoff und atomaren Sauerstoff aktiviert wird, jedoch nicht auf Hydroxyl-Radikale und Peroxynitrit reagiert», so Tim Dirks. Dies lässt Rückschlüsse auf die Interaktion dieser Spezies mit den bakteriellen Zellen zu. Superoxid zum Beispiel ist eine der ersten Spezies, die bei oxidativem Stress im Körper generiert wird, etwa durch unser Immunsystem in Makrophagen. Eine schnelle Reaktion von Hsp33 auf eine dieser früh generierten Spezies wäre somit für das Bakterium von Vorteil für den schnellen Schutz gegen den oxidativen Stress. «Superoxid scheint hier als Signalmolekül für das Bakterium zu agieren, was weiteren oxidativen Stress signalisiert», so das Forschungsteam.PS

  • Zur Originalpublikation
Dirks T, Krewing M et al.: The Cold Atmospheric Pressure Plasma-generated Species Superoxide, Singlet Oxygen and Atomic Oxygen Activate the Molecular Chaperone Hsp33, in: Journal of the Royal Society Interface, 2023.

Quelle: Ruhr Universität Bochum (RUB), Pressemitteilung vom 24.11.2023

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