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Zwei Jahre mit Herzpflaster: Patient berichtet über Erfahrungen

Weltweit einzigartig: Einem Patienten mit Herzschwäche wurde im Rahmen einer Studie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) im Labor gezüchtetes Herzgewebe implantiert. Dieses «Herzpflaster» soll das Herz dauerhaft stärken und hat das Potential für einen neuen Therapieansatz. Erstmals berichtet ein Patient zwei Jahre nach der Implantation über seine Erfahrungen damit.

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Laut des Deutschen Herzberichts von 2022 führt Herzinsuffizienz in Deutschland zu rund 400 000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr und ist damit der häufigste Grund für einen stationären Aufenthalt. Bei zehn Prozent aller Patienten mit Herzschwäche ist die Erkrankung so schwerwiegend, dass sie trotz optimierter Behandlung mit einer mittleren Lebenswartung von nur zwölf Monaten einhergeht. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Häufigkeit von Herzinsuffizienz weiter zunehmen und dabei zum Tode von mehr Menschen führen als durch jede andere Krankheit. Neuartige Behandlungsoptionen für die Reparatur oder Regeneration des Herzens würden das Therapiespektrum erheblich erweitern.

Im Labor gezüchtetes Herzgewebe
Die von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Universitäres Herzzentrum, Campus Lübeck, gemeinsam durchgeführte klinische Studie BioVAT-HF-DZHK20 überprüft seit Anfang 2021 erstmals im Menschen, ob im Labor gezüchtetes Herzgewebe das Herz von Patienten mit schwerer Herzschwäche dauerhaft durch den Wiederaufbau von Herzmuskelgewebe stärken kann. Das Gewebe wird aus induzierten pluripotenten Stammzellen in Reinräumen der UMG unter der Leitung der Transfusionsmedizin hergestellt und als Herzpflaster auf den erkrankten Herzmuskel aufgenäht. Ziel der klinischen Prüfung ist es, für den Einsatz von gezüchtetem Herzgewebe die Zulassung als Arzneimittel für neuartige Therapien zu erhalten.

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Vorbereitung des Herzpflasters für die Operation. Foto: UKSH

Die von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Universitäres Herzzentrum, Campus Lübeck, gemeinsam durchgeführte klinische Studie BioVAT-HF-DZHK20 überprüft seit Anfang 2021 erstmals im Menschen, ob im Labor gezüchtetes Herzgewebe das Herz von Patienten mit schwerer Herzschwäche dauerhaft durch den Wiederaufbau von Herzmuskelgewebe stärken kann. Das Gewebe wird aus induzierten pluripotenten Stammzellen in Reinräumen der UMG unter der Leitung der Transfusionsmedizin hergestellt und als Herzpflaster auf den erkrankten Herzmuskel aufgenäht. Ziel der klinischen Prüfung ist es, für den Einsatz von gezüchtetem Herzgewebe die Zulassung als Arzneimittel für neuartige Therapien zu erhalten.

Herzleistung deutlich verbessert
In der ersten Phase der Studie wurde die maximal sichere Höchstdosis für das Herzpflaster ermittelt: zwei Lagen von jeweils zehn überlappend angeordneten Herzgeweben bestehend aus insgesamt 800 Millionen Herzzellen. Insgesamt acht Patienten wurde diese Höchstdosis an gezüchtetem Herzgewebe seit April 2022 an der UMG und dem UKSH implantiert. Einer dieser Studienpatienten ist Frank Teege, der am UKSH operiert wurde: «Ich wurde immer schwächer und konnte keine 50 Meter laufen, ohne Atemnot zu bekommen. Daraufhin wurde eine Herzschwäche bei mir festgestellt. Tatsächlich hatte ich nur noch eine Herzleistung von zehn Prozent», sagt der heute 66-Jährige. «Am Universitären Herzzentrum Lübeck der UKSH wurde mir auch die Möglichkeit vorgestellt, an der Herzpflaster-Studie teilzunehmen. Für mich war das der richtige Schritt. Nach der Operation mit dem Herzpflaster hat sich meine Herzleistung deutlich verbessert. Sie beträgt jetzt 35 Prozent.»

Für den wissenschaftlichen Leiter der BioVAT-HF-DZHK20-Studie, Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der UMG, bestätigt die Geschichte von Frank Teege, dass sich die an der UMG hergestellten Herzpflaster erfolgreich in Patienten mit Herzmuskelschwäche implantieren lassen. «Erstmals konnten wir den Aufbau echter Herzmuskulatur am menschlichen Herzen beobachten. Ich freue mich sehr darüber, dass Frank Teege von der Behandlung profitiert, und wir eine Verbesserung seines Gesundheitszustandes sehen können», sagt Prof. Dr. Zimmermann. «Unser Ziel ist es, das Herzpflaster als Therapieverfahren für Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche zu etablieren – und das weltweit», so Prof. Dr. Zimmermann.

«Die erfolgreiche Behandlung von Frank Teege zeigt, dass wir mit dem Herzpflaster auf dem richtigen Weg sind. Zwei Jahre nach der Transplantation von künstlichem Herzgewebe zeigen sich massgebliche Verbesserungen seines Gesamtzustandes. Damit entsteht möglicherweise eine neuartige therapeutische Option für Patienten mit schwerer Herzmuskelschwäche. In Zukunft könnte für einige Patienten ein im Labor gezüchtetes Gewebetransplantat eine Alternative zu mechanischen Herzunterstützungssystemen werden», sagt Prof. Dr. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefässchirurgie der UMG und chirurgischer Leiter der BioVAT-HF-DZHK20-Studie an der UMG.

In der aktuellen zweiten Phase wird die BioVAT-HF-DZHK20-Studie als sProof-of-Concept (PoC) Studie fortgesetzt. Eine erste Zwischenauswertung mit besonderem Augenmerk auf die Wirksamkeit erfolgt nach Behandlung von insgesamt 15 Patienten mit einer Dosis von 800 Millionen Zellen. Diese Daten werden für die zweite Jahreshälfte 2024 erwartet. Insgesamt sollen 35 Patienten in dieser Form behandelt werden.

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Hintergrund BioVAT-HF-DZHK20

Die klinische Studie BioVAT-HF-DZHK20 ist Anfang 2021 gestartet und Teil des translationalen Forschungsprogramms des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). In der ersten Studienphase wurden zwölf Patienten mit dem Herzpflaster behandelt, jeweils sechs an der UMG und dem UKSH. Um die maximale sichere Dosis zu ermitteln, bekamen zwei Patienten Herzpflaster aus 200 Millionen Zellen, zwei Patienten Herzpflaster aus 400 Millionen und acht Patienten Herzpflaster aus 800 Millionen Zellen implantiert. Damit wurde die höchste Dosis gemäss Studienprotokoll erreicht und die Phase 1 der BioVAT-HF-DZHK20-Studie abgeschlossen. Insgesamt wurden in der Phase der Dosisfindung 7,6 Milliarden aus pluripotenten Stammzellen abgeleitete Herzzellen implantiert.

Der Studie geht eine 25-jährige präklinische Entwicklung voraus.  Die Herstellung der künstlichen Herzgewebe für die Anwendung in der BioVAT-HF-DZHK20-Studie an der UMG wird von dem Göttinger Biotechnologieunternehmen Repairon GmbH kofinanziert. Die Repairon GmbH, eine Ausgründung aus der Universitätsmedizin Göttingen, beabsichtigt eine Zulassung der Herzpflasterbehandlung zu beantragen.PS

Quelle: Universitätsmedizin Göttingen, Presseinformation vom 18.03.2024

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