Semaglutid und Tirzepatid führen unter realen Bedingungen zu einem geringeren Gewichtsverlust als in klinischen Studien. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Cleveland Clinic. Ihre Studie wurde im
Obesity Journal veröffentlicht.
Studienaufbau
In die retrospektive Kohortenstudie wurden 7’881 Erwachsene mit schwerer Adipositas (BMI > 39) eingeschlossen, davon 1’320 mit Prädiabetes, definiert durch Blutzuckerwerte zwischen 5,7 % und 6,4 %.
- >20 % der Teilnehmenden brachen die Behandlung innerhalb von 3 Monaten ab, 32 % zwischen dem 3. und 12. Monat.
- >80 % erhielten Erhaltungsdosen unterhalb der empfohlenen Werte (≤1 mg Semaglutid bzw. ≤7.5 mg Tirzepatid).
Je länger und höher dosiert, desto wirksamer
Ein Jahr nach Behandlungsbeginn ergaben sich je nach Adhärenz und Dosis grosse Unterschiede beim Gewichtsverlust:
- Frühzeitiger Abbruch: –3.6 %
- Später Abbruch: –6.8 %
- Keine Unterbrechung: –11.9 %
- Keine Unterbrechung + hohe Dosis: –13.7 % (Semaglutid), –18.0 % (Tirzepatid)
Auch bei Patientinnen und Patienten mit Prädiabetes war die glykämische Kontrolle klar besser, wenn die Behandlung konsequent fortgesetzt wurde (HbA1c ≤5.6: 67.9 % bei durchgehender Behandlung vs. 33 % bei frühem Abbruch).
Implikationen für die Praxis
«Unsere Daten unterstreichen, wie entscheidend die Therapietreue und die richtige Dosierung für die klinische Wirksamkeit dieser Medikamente sind», erklärt Studienleiter Dr. Hamlet Gasoyan.
Tirzepatid schnitt insgesamt etwas besser ab als Semaglutid; Frauen erreichten häufiger eine ≥10 %ige Gewichtsreduktion als Männer.
Zu den Hauptgründen für Therapieabbrüche zählten hohe Kosten, mangelnde Versicherungsdeckung, Nebenwirkungen und Lieferengpässe. Die Forschenden planen eine Folgeanalyse zur genaueren Evaluation der Abbruchgründe.