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Affenpocken auch in der Schweiz

Vor kurzem sind auch in der Schweiz Infektionen mit Affenpocken bestätigt geworden. Daraus ergeben sich viele Fragen. Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar? Wie gefährlich ist das Virus in der Schweiz? Was ist bei einer Ansteckung zu beachten? Wir haben die wichtigsten Antworten für Sie zusammengestellt.

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Durch welchen Erreger werden Affenpocken verursacht?
Affenpocken werden durch das Affenpockenvirus aus der Gattung der Orthopoxviren in der Familie der Poxviridae verursacht. Mittels genomischer Sequenzierung wurde eine zentralafrikanische und eine westafrikanische Klade identifiziert (1).

Mit welchen Symptomen ist die Erkrankung verbunden?
Zu den häufigen Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Asthenie, Lymphknotenschwellung sowie Rücken- und Muskelschmerzen. In der Regel entwickelt der Patient innerhalb von ein bis drei Tagen nach Fieberbeginn einen Hautausschlag, der zunächst im Gesicht auftritt und sich dann auf andere Körperteile, einschliesslich Hände und Füsse, ausbreitet. Die Läsionen treten oft zunächst als Flecken auf und entwickeln sich nach und nach zu Papeln, Bläschen, Pusteln, Krusten und Schorf. Die Anzahl kann von wenigen bis zu Tausenden reichen (1).

Wie schwer verläuft die Erkrankung?
Bei den meisten Menschen sind Affenpocken eine selbstlimitierende Erkrankung, die etwa zwei bis vier Wochen dauert und mit vollständiger Genesung verbunden ist (1). Schwere Verläufe wurden bei Kindern und immungeschwächten Personen beobachtet. Zu potentiellen Komplikationen gehören Sekundärinfektionen, Bronchopneumonie, Sepsis, Enzephalitis und Hornhautinfektionen mit anschliessendem Sehverlust. Informationen über asymptomatische Infektionen liegen nicht vor (2). Zu schweren Krankheitsfolgen gehören Narben und bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust (Robert Koch Institut).

Wie werden Affenpocken übertragen?
Das Affenpockenvirus wird durch den Kontakt mit einem infizierten Tier oder einem Menschen oder durch mit dem Virus kontaminiertes Material auf den Menschen übertragen. Der Erreger gelangt über verletzte Haut, die Atemwege oder die Schleimhäute in den Körper. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 6 bis 16 Tage, kann aber auch zwischen 5 und 21 Tagen liegen (1).

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?
Affenpocken werden nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen. Im Rahmen des aktuellen Ausbruchs sind überwiegend Männer, die Sex mit Männern haben, an Affenpocken erkrankt.
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erachtet das Gesamtrisiko für Personen mit mehreren Sexualpartnern als mässig und für die Allgemeinbevölkerung als gering (3).

Gibt es eine Impfung?
Derzeit gibt es keinen spezifischen Impfstoff gegen Affenpocken. Die Pockenimpfstoffe der ersten und zweiten Generation, die in der Schweiz im Rahmen des Programms zur Ausrottung der Pocken bis 1972 appliziert wurden, verleihen einen wirksamen Schutz. In Europa ist ein Pockenimpfstoff der dritten Generation (MVA-BN/Imvanex) für Erwachsene verfügbar, der auch einen guten Schutz gegen Affenpocken bietet. In der Schweiz ist dieser Impfstoff jedoch nicht zugelassen (1, 4).

Wie werden Affenpocken behandelt?
Die Behandlung erfolgt derzeit in erster Linie symptomatisch und supportiv. Wichtig ist dabei die Prävention bakterieller Sekundärinfektionen. In der EU wurde das zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen entwickelte Arzneimittel Tecovirimat kürzlich auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen. In der Schweiz ist dieses Medikament nicht verfügbar (1, 4).PS

Affenpocken in der Schweiz

Das BAG beobachtet die Situation aufmerksam, in Abstimmung mit der ECDC und der WHO, und informiert über die weiteren Entwicklungen.

Wie gefährlich sind Affenpocken in der Schweiz?
«Wir schätzen das Risiko zurzeit als gering ein, die epidemiologischen Daten sind aber noch beschränkt», erklärt Céline Gardiol, Leiterin der Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen im Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem Beitrag des SRF. «Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch bei uns noch mehr Fälle auftreten können, wie dies auch in anderen Ländern geschieht», führt sie weiter aus.

BAG: Diagnostik (5)
  • Gesundheitsfachpersonen sollten bei Personen mit klinischen Symptomen eine Affenpockeninfektion als Differenzialdiagnose in Betracht ziehen und sich an Fachspezialistinnen bzw. Fachspezialisten wenden.
  • Bei Verdacht auf eine Affenpockeninfektion ist eine Labordiagnostik mittels PCR indiziert. Der Nachweis erfolgt mittels Abstrich oder Biopsie von Hauteffloreszenzen (Exsudat, Pustelinhalt, Krusten etc.). Die Proben werden an das nationale Referenzzentrum für neu auftretende Virusinfektionen (CRIVE) versandt. (Versand in Kategorie B UN3373 (Verpackung P650). Bestätigungsanalysen werden als Kategorie A (UN 2814, Verpackung P620) mit bewilligten Transportfirmen (z. B. World Courier oder NV Logistics) versendet. Die Transportkosten gehen zulasten des Absenders.
  • Affenpocken gelten als aussergewöhnlicher Befund und sind meldepflichtig: Telefonische Meldung innerhalb von 2 Stunden an den zuständigen Kantonsarzt und das BAG. Die Telefonnummer +41 58 463 87 06 des BAG ist während der Bürozeiten reserviert und +41 58 463 87 37 ausserhalb der Bürozeiten und ausschliesslich für Meldungen innerhalb von 2 Stunden.

Weitere Empfehlungen des BAG
  • Isolation: Eine Isolation der positiven Person zu Hause ist angezeigt. Die Isolation sollte weitergeführt werden, bis die Hauteffloreszenzen verkrustet sind.
  • Contact Tracing: Identifizierung der Kontaktfälle (Contact Tracing) und der wahrscheinlichen Infektionsquelle (Backward Tracing).
  • Enger Kontakt: Personen, die im selben Haushalt leben, Gesundheitspersonal mit direktem Kontakt ohne Schutzausrüstung, langer und enger Kontakt, während die Person symptomatisch ist (und bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich die letzten Bläschen zu Krusten geworden sind).
  • Quarantäne: Weder das ECDC noch die WHO empfehlen Kontaktpersonen unter Quarantäne zu stellen. Eine engmaschige klinische Überwachung ist notwendig.
  • Schutzmassnahmen für Gesundheitspersonal: Bitte konsultieren Sie dazu die Empfehlungen von Swissnoso.

Quellen:
  1. ECDC: Factsheet for health professinals on monkey pox
  2. WHO: Monkeypox
  3. ECDC: Risk assessment – Monkeypox multi-country outbreak
  4. BAG: Affenpocken
  5. BAG: Affenpocken (Orthopoxvirus) – das Wichtigste in Kürze

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