Aktualisierte Leitlinie «Idiopathische Fazialisparese»: Corona könnte Risiko erhöhen
COVID-19 und die Impfung mit dem BNT162b2 mRNA COVID-19-Impfstoff könnten möglicherweise mit einem gering erhöhten Risiko für idiopathische Fazialisparese (Bell’s palsy) verbunden sein. Zu diesem Ergebnis kommt die vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie «Therapie der idiopathischen Fazialisparese» (AWMF-Registernummer 030/013) die bis zum 27. Februar 2027 gültig ist.
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Blinzeln, lächeln, essen, atmen: An all diesen Aktivitäten ist der Nervus facialis beteiligt. Ist er beschädigt, kommt es zur Fazialisparese. Die idiopathische Fazialisparese (Bell´s palsy) ist die häufigste Hirnnervenläsion. 24 bis 40 Prozent aller Fazialisparesen sind allerdings nicht-idiopathischer Genese. Die Differenzialdiagnostik sei deshalb sehr wichtig, betonen die Leitlinienautoren.
Was gibt es Neues?
- Zwei Studien aus dem Jahr 2021 verweisen darauf, dass eine COVID-19-Erkrankung und die Impfung mit dem BNT162b2 mRNA COVID-19 Impfstoff die Erkrankung triggern könnten.
- Bei der Behandlung erneuern die Autoren ihre Empfehlung, Fazialisparesen mit Glukokortikoiden zu therapieren.
- Eine ergänzende virustatische Therapie hat möglicherweise einen Zusatznutzen vor allem bei initial schwerer betroffenen Patienten.
- Von grosser Bedeutung ist die symptomatische Behandlung bei passageren Störungen des Lidschlusses zum Schutz der Hornhaut, die sich in der klinischen Praxis bewährt hat.
- Bei schwerwiegenden persistierenden Paresen kann eine Oberlidbeschwerung eine Option sein. Zudem können operative mikrochirurgische Behandlungsmöglichkeiten erwogen werden.
- Für die Beurteilung der Reinnervation nach einer Nervennaht wurde jüngst eine Ultraschallmethode vorgestellt.
- In Schwangerschaft und Wochenbett gelten die gleichen diagnostischen und therapeutischen Prinzipien. Die Autoren empfehlen allerdings, die Glukokortikoid-Therapie unter stationären Bedingungen in einer spezialisierten geburtshilflichen Klinik vorzunehmen.PS