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Aorta erstmals als eigenständiges Organ anerkannt

In zwei neuen internationalen Leitlinien für Aortenchirurgie wird empfohlen, die Versorgung der Aorta in einem eigenen Fachgebiet zu bündeln. Dadurch soll die Behandlung von Patienten mit Aortenriss und anderen schweren Erkrankungen verbessert werden.

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Die Aorta gilt künftig als eigenständiges Organ des Menschen. Das wurde jetzt in den Leitlinien zu aortenchirurgischen Behandlungen
  • der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) und
  • der US-amerikanischen Society of Thoracic Surgeons (STS)
festgelegt.

Die Leitlinien wurden zeitgleich am 26. Februar 2024 veröffentlicht. Entwickelt wurden sie von internationalen Experten unter Führung von Prof. Dr. Martin Czerny, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie am Universitäts-Herzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg. Die neue Einordnung der Aorta als Organ hat weitreichende Konsequenzen von der Aufteilung medizinischer Fachbereiche bis zur konkreten Patientenversorgung.

Herz, Lunge, Gehirn, Aorta: Als Organ in die höchste Liga gehoben
«Die Anerkennung als Organ hebt die Aorta auf eine Stufe mit Herz, Lunge oder Gehirn. Das ist ein grosser Schritt», sagt Czerny. Bislang ist es üblich, dass Erkrankungen der Aorta je nach Art und Lage entweder in der Herzchirurgie oder in der Gefässchirurgie behandelt werden. «Die neuen Leitlinien empfehlen klar die Versorgung der Aorta in einem eigenen Fachgebiet zu bündeln, natürlich in enger Abstimmung mit anderen Fachbereichen. Am Universitätsklinikum Freiburg praktizieren wir diesen integrativen Ansatz bereits seit Langem und ich freue mich, dass unsere Arbeit nun auch international Anerkennung findet», sagt Czerny. «Ich bin mir sicher, dass sich dadurch die Behandlung von Patienten mit Aortenriss und anderen schweren Erkrankungen verbessern werden.» Die Leitlinien könnten auch Einfluss auf Inhalte des Medizinstudiums und der fachärztlichen Weiterbildung haben.

Die Aorta hat komplexe Aufgaben und Funktionen
Die Aorta ist für den Transport von sauerstoffreichem Blut aus dem Herzen in den Rest des Körpers verantwortlich. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass sie auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks und der Blutflussgeschwindigkeit spielt. Darüber hinaus ist sie an der Produktion bestimmter Hormone beteiligt und hat eine eigene Schicht glatter Muskelzellen, die zur Aufrechterhaltung ihrer Struktur und Funktion beitragen.

Die neuen Leitlinien beschreiben das Vorgehen bei Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Aorta wie dem Aortenaneurysma. Kommt es zum Aortenriss, ist eine Not-Operation erforderlich. «Diese Erkrankungen erfordern komplexe chirurgische Eingriffe, die wir dank der ganzheitlichen Betrachtung der Aorta besser verstehen, erforschen und durchführen können», sagt Czerny. «Ganz wichtig ist auch eine sehr gute Nachsorge, da Betroffene oft später im Leben erneut gefährliche Veränderungen der Aorta zeigen», so Czerny.

Leitlinien unterstützen bei Diagnose und Behandlung
Leitlinien für die klinische Praxis fassen alle relevanten Erkenntnisse zu einem bestimmten Thema zum Zeitpunkt ihrer Erstellung zusammen und bewerten sie. Diese Leitlinien berücksichtigen das Risiko-Nutzen-Verhältnis verschiedener diagnostischer oder therapeutische Methoden. Als wichtiges Hilfsmittel unterstützen sie Ärzten bei der Entscheidungsfindung in ihrer täglichen Praxis.

Behandlungsbeispiel:
Helga A. (59) war 2020 auf dem Heimweg von einem anstrengenden Dienst als Hebamme. «Es kam aus heiterem Himmel. Ich verspürte einen wahnsinnigen Druck in der linken Halsregion, ausstrahlend bis in die Beine, und Übelkeit», sagt A, die zu diesem Zeitpunkt im Auto sass und plötzlich ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. «Mir war bewusst, dass es etwas Bedrohliches ist», sagt A. im Rückblick. «Ich hatte grösste Schmerzen, konnte aber glücklicherweise noch den Wunsch äussern, ins Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen gebracht zu werden.» Tatsächlich zeigte sich in der Computertomografie ein Riss der Hauptschlagader ganz nah am Herz, der akut lebensbedrohlich war.

Die Operation verlief erfolgreich. «Ich habe gelernt, dass nicht alle Betroffenen mit einem Riss der Hauptschlagader ganz nah am Herz dasselbe Glück wie ich erleben dürfen», sagt A.. Tatsächlich verstirbt die Hälfte der Betroffenen unbehandelt innerhalb von 24 Stunden. «Nachdem ich alles überstanden hatte, fühlte ich mich, als hätte ich einen zweiten Geburtstag», sagt A., die als Hebamme selbst schon viele Geburtstage erlebt hat.

Wie bei vielen Patienten mit Aortenaneurysma traten auch bei A. erneut Probleme auf. Sie benötigte 2023 eine zweite Operation, diesmal am Teil der Hauptschlagader im Bauchraum. Die krankhaften Veränderungen waren bei einer Nachsorgeuntersuchung festgestellt worden, die A. regelmässig im Aortenzentrum des Universitäts-Herzzentrums besucht. «Auch das ist gut überstanden und ich freue mich auf die Zukunft», sagt die Patientin.PS

Zu den Leitlinien

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Medienmitteilung vom 27.02.2024

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