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imageMit den mHE-Tests gut vertraut: Professor Maasoumy und Alena Ehrenbauer. Copyright: Karin Kaiser / MHH

Auf der Suche nach dem besten Test: Ein Vergleich von sechs Verfahren zur Diagnose der minimalen Hepatischen Enzephalopathie

Eine Leberzirrhose zieht als Folgeerkrankung häufig eine hepatische Enzephalopathie (HE) unterschiedlicher Schwere nach sich. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben in einer Studie sechs der am häufigsten eingesetzten Tests zur Diagnose und Vorhersage des klinischen Verlaufs der minimalen HE miteinander verglichen.

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mHE: keine klinischen Symptome, aber Einschränkungen
Etwa ein Drittel aller Patienten mit Leberzirrhose entwickeln eine minimale hepatische Enzephalopathie (mHE). «Obwohl sie keine klinischen Symptome zeigen, können Defizite bei der Aufmerksamkeit, Konzentration, Feinmotorik und Gedächtnisleistung auftreten. Die Betroffenen sind dadurch in ihrer Arbeitsfähigkeit, Fahrtüchtigkeit und insgesamt in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt», erklärt Professor Dr. Benjamin Maasoumy von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie.

Menschen mit einer mHE haben ein erhöhtes Risiko, eine klinisch manifeste hepatische Enzephalopathie zu entwickeln, wiederholt stationär ins Krankenhaus zu müssen und früher zu sterben. Wegen der fehlenden sichtbaren Symptome ist die mHE jedoch schwierig zu diagnostizieren. «Um den Patienten mit einer angepassten Therapie helfen zu können, brauchen wir einen Test, der die mHE nicht nur sicher diagnostiziert, sondern auch Hinweise auf die mögliche Entwicklung der Erkrankung gibt», sagt Alena Ehrenbauer, die die Studie als KlinStrucMed-Promotionsprojekt durchgeführt hat.

PHES-Test gilt als Goldstandard
Als Goldstandard für die Diagnostik einer mHE gilt der Portosystemic Hepatic encephalopathy Score (PHES), an dessen Entwicklung die MHH-Professorin Dr. Karin Weissenborn federführend beteiligt war. Der Test besteht aus fünf papierbasierten Einzeltests. «Er deckt ein breites Spektrum kognitiver Aspekte ab, ist einfach anzuwenden und sehr valide», berichtet Alena Ehrenbauer. Ein Nachteil dieses Tests sei die verhältnismässig lange Dauer – für die schnelle Anwendung in Hausarztpraxen sei er daher nicht gut geeignet. Alternativ eingesetzte Tests seien jedoch nicht so gut standardisiert.

In der Studie verglichen die Forscher insgesamt sechs Tests miteinander. Neben dem PHES-Test gehörten folgende dazu:
  • ŸAnimal Naming Test (ANT), bei dem in einer Minute möglichst viele Tiernamen genannt werden müssen,
  • Critical Flicker Frequency (CFF) Test, der die Schwelle zur Wahrnehmung von Lichtreizen unterschiedlicher Frequenz als Flackerlicht erfasst,
  • Inhibitory Control Test (ICT), ein Aufmerksamkeitstest, der die Fähigkeit zur Unterdrückung einer reflexartigen Reaktion zugunsten einer zielorientierten Reaktion misst,
  • EncephalApp Stroop-Test, der die selektive Aufmerksamkeit untersucht,
  • Continuous Reaction Time Test (CRT), ein einfacher akustischer Reaktionstest.
An der Studie nahmen insgesamt 132 Patienten mit Leberzirrhose teil. Alle durchliefen die sechs Testverfahren. Danach beobachteten die Forscher die Teilnehmer ein Jahr lang und erfassten den weiteren Verlauf der Erkrankung. Dabei interessierte sie besonders, ob sich aus einer mHE eine klinisch manifeste HE entwickelte und ob es zu wiederholten Krankenhausaufenthalten oder zu Todesfällen kam.

Kein Testsieger – weil Standardwerte fehlen
Beim Vergleich der unterschiedlichen Testverfahren konnte das Studienteam die erwarteten grundsätzlichen Übereinstimmungen der Testergebnisse für die meisten der eingesetzten Tests zeigen. Wichtiger war ihnen aber, darauf hinzuweisen, dass fast allen Tests gut definierte Standardwerte zur Diagnose der mHE fehlen. «Standardwerte sind aber die Voraussetzung für eine valide Diagnose und damit auch für therapeutische Studien», erklärt Professor Maasoumy. Weil zuverlässige Normwerte fehlten, seien ein Vergleich und eine endgültige Bewertung der Tests nicht möglich. «Bis jetzt scheint der PHES-Test, für den valide Normwerte vorliegen, der genaueste zu sein. Dagegen war der CFF in unserer Untersuchung kein zuverlässiges Instrument zur Darstellung der Erkrankung», stellt Alena Ehrenbauer fest.

Viele Fälle von mHE bei Leberzirrhose
«Unabhängig davon, welches Diagnoseverfahren wir anschauen, bestätigt unsere Untersuchung, dass Menschen mit Leberzirrhose zu einem sehr grossen Teil an mHE erkrankt sind. Deshalb ist es besonders wichtig, valide Testverfahren zu haben», betont Professor Maasoumy.PS


Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Pressemitteilung vom 13.05.2024

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