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Behandlungsbedingter Herzinfarkt: Definitionen überprüft

Kardiologen des Inselspitals, Universitätsspital Bern klären in einer umfangreichen Studie die Definition des «behandlungsbedingten Herzinfarktes». Bestehende Modelle werden auf ihre Eignung für den klinischen Einsatz hin geprüft. Die Berner Studie ist ein wichtiger Beitrag zur Klärung der Kontroverse unter den Fachleuten.

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Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit mit Stents gehört zu den häufigsten medizinischen Eingriffen. Sie verbessert die Lebensqualität und rettet bei einem akuten Herzinfarkt Leben. Aber sie kann in seltenen Fällen auch die Ursache eines periprozeduralen Herzinfarktes sein. Diese Komplikation verlängert den Spitalaufenthalt der Patienten und erhöht die Betreuungsintensität. Eine niedrige Komplikationsrate ist ein wesentlicher Qualitätsfaktor.

Studie: übermässige Sensitivität der «Universal Definition of MI»
Die Berner Expertengruppe unter der Leitung von Prof. Dr. med. et Dr. phil. nat. Lorenz Räber, Leitender Arzt an der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital, konnte zeigen, dass die Definition der «Universal Definition of MI» die Anzahl der behandlungsbedingten Herzinfarkte deutlich überschätzt.

Vergleicht man die Definition der «Universal Definition of MI» mit den beiden anderen derzeit diskutierten Definitionen, besteht ein grosser Unterschied in der Anzahl von Patienten, die formal einen behandlungsbedingten Herzinfarkt erlitten haben. Die unterschiedliche Trennschärfe führt vor allem bei der «Universal Definition of MI» dazu, dass nicht relevante Grenzfälle berücksichtigt werden, obwohl diese für den Patienten keine relevanten Konsequenzen haben.

Legt man dagegen die beiden Definitionen des Academic Research Consortium und der Amerikanischen Gesellschaft für Invasive Kardiologie zugrunde, sind wesentlich weniger Patienten von echten und relevanten Herzinfarkten betroffen. Diese beiden Definitionen bilden daher die klinisch relevanten Herzinfarkte besser ab und sind für den alltäglichen Gebrauch aussagekräftiger.

Berner Universitätsklinik für Kardiologie mit einzigartigen Beobachtungsdaten
Ein behandlungsbedingter Herzinfarkt während der Stent-Behandlung wird neben offensichtlichen Beschwerden des Patienten sowie Veränderungen des EKGs durch Marker im Blut (Biomarker) nachgewiesen. Die heute verwendeten Biomarker (hsTNT) sind sehr sensibel und zeigen bereits minimalste Herzmuskelschäden an. Ab welchem Biomarker-Schwellenwert von einem behandlungsbedingten Herzinfarkt ausgegangen werden soll, ist unter Fachleuten umstritten.

Weltweit sind drei Definitionen in Diskussion:
  • Die «Universal Definition of MI» wurde von einer Taskforce der Europäischen und Amerikanischen Gesellschaft für Kardiologie entwickelt.
  • Daneben existieren eine Definition des International Academic Research Consortium
  • sowie eine Definition der Amerikanischen Gesellschaft für Invasive Kardiologie.
Die Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital misst ihre Behandlungsergebnisse nach Stent-Implantation seit 2009 routinemässig und verfügt so über einen Datensatz von über 20000 Patienten. Dadurch konnte sie eine trennscharfe Überprüfung der Auswirkungen der drei Definitionen vornehmen. Die seit längerer Zeit kontrovers geführte Debatte kann aufgrund dieser Resultate voraussichtlich beendet werden.PS

Prof. Lorenz Räber hält fest:
«Wir konnten zeigen, dass die «Universal Definition of MI» gegenüber den Definitionen des Academic Research Consortium und der Amerikanischen Gesellschaft für Invasive Kardiologie klinisch relevante Herzinfarkte weniger genau identifiziert und daher für den klinischen Alltag und in der Forschung weniger brauchbar ist.»


Quelle: Insel Gruppe/Medienmitteilung, 16.02.2022

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