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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Kinderwunsch

Viele Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa bleiben gewollt kinderlos, weil sie Angst haben, die Krankheit zu vererben. Bei betroffenen Frauen ist meist auch die Angst gross, dass die eingenommenen Medikamente dem ungeborenen Leben schaden könnten. Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) erläutern, wie der Kinderwunsch trotz der chronischen Erkrankung realisierbar ist.

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Jede chronische Erkrankung nimmt einen grossen Teil des Lebens der Betroffenen in Anspruch. Vor allem in Schüben verlaufende Krankheiten wie die CED sind scheinbar unberechenbar, entziehen sich der Planung und verunsichern die Patienten zusätzlich. Eine CED wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa wird bei den meisten Betroffenen zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr diagnostiziert – in einer Lebensphase also, in der oft zunächst noch die Lebensplanung ansteht, in der sich aber früher oder später auch Fragen zu Familienplanung und Kinderwunsch stellen.

«Viele Menschen mit CED bleiben gewollt kinderlos, da sie Angst haben, die Krankheit zu vererben. Auch die Angst, dass die eingenommenen Medikamente dem ungeborenen Leben schaden könnten, ist gross», erklärt Dr. med. Elena Sonnenberg, Gastroenterologin und Leiterin der CED-Ambulanz am Campus Benjamin-Franklin an der Charité Berlin. Schuld daran sei allerdings meist eine unzureichende Aufklärung durch die Behandler.

Schwangerschaft meist möglich
Betroffenen, die an einer CED erkrankt sind und einen Kinderwunsch haben, rät die Gastroenterologin, das Gespräch mit den behandelnden Ärzten zu suchen: «Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt stellt sich vielen Paaren. Menschen mit einer CED stellt sie sich aber nicht nur in Bezug auf ihre Lebensplanung, sondern vor allem in Bezug auf ihre Krankheit.» Viele der damit verbundenen Ängste seien jedoch unbegründet, beruhigt sie. Denn in Phasen der Remission, also bei geringer Krankheitsaktivität, seien die Aussichten auf eine Erfüllung des Kinderwunsches in der Regel genauso gross wie bei Gesunden; dies gelte für Männer wie für Frauen gleichermassen. Allerdings hätten die Betroffenen häufig auch mit sexuellen Funktionsstörungen und einer eingeschränkten Libido zu kämpfen, die die Erfüllung des Kinderwunsches erschweren könnten. Bei Frauen kann die Fruchtbarkeit auch dann beeinträchtigt sein, wenn ausgedehnte Operationen im kleinen Becken vorangegangen sind. Prinzipiell ist eine Schwangerschaft aber sowohl mit Stoma als auch nach Pouchanlage möglich.

Medikation anpassen und fortsetzen
Naturgemäss haben Fragen zur medikamentösen Behandlung der CED für Frauen mit Kinderwunsch eine wesentlich grössere Bedeutung als für erkrankte Männer. «Mit Ausnahme von Methotrexat, Ozanimod und den Januskinase-(JAK)-Inhibitoren kann und sollte die Medikation jedoch auch während der Schwangerschaft fortgeführt werden», betont Sonnenberg. Denn ein Schub der Erkrankung stelle ein grösseres Risiko für das ungeborene Kind dar als die Medikamente, mit denen die CED in Schach gehalten werde. Aus diesem Grund rät die Expertin auch zu einer engmaschigen Betreuung schwangerer CED-Patientinnen durch ihren Gastroenterologen. So könne ein Aufflammen der Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden. Wie gesunde Frauen auch, sollten CED-Patientinnen bereits bei Kinderwunsch mit der Einnahme von Folsäure beginnen. Während der Schwangerschaft sollte dann zusätzlich auch Jod eingenommen und auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.

Keine Einschränkung bei der Entbindung
Auch in Bezug auf die Entbindung gibt es für die meisten CED-Patientinnen keine Einschränkungen. «Von einer vaginalen Entbindung wird heute nur noch dann abgeraten, wenn ein aktives Analfistelleiden besteht», sagt Sonnenberg. Selbst bei Patientinnen mit einer ileoanalen Pouchanlage, für die bislang immer ein Kaiserschnitt empfohlen wurde, sei eine vaginale Entbindung nicht mehr ausgeschlossen. Generell sollte die Entscheidung über den Geburtsmodus jedoch gemeinsam mit den behandelnden Geburtshelfern getroffen werden.

Wenn die Besonderheiten einer CED bei der Familienplanung berücksichtigt werden, stellt die Erkrankung heute also keine grössere Hürde auf dem Weg zum Wunschkind mehr dar. «CED lassen sich heute gut behandeln und die Krankheitsaktivität so gut kontrollieren, dass das Risiko für das ungeborene Kind sehr geringgehalten werden kann», sagt Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Vorstandsmitglied der DGVS. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass die Schwangerschaft sorgfältig geplant, der behandelnde Gastroenterologe frühzeitig über den Kinderwunsch informiert und die Medikation entsprechend angepasst werde. «Dann ist eine Schwangerschaft ohne wesentliche Einschränkungen möglich.»PS

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