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Cochrane-Review: Schützt glutenreduzierte Ernährung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Zöliakie-Patienten müssen auf Gluten verzichten und viele gesunde Personen versprechen sich davon gesundheitliche Vorteile. Dabei stellt sich die Frage, ab man mit einer glutenreduzierten oder glutenfreien Ernährung Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vorbeugen kann. Forscher vom Uniklinikum Freiburg haben diese Zusammenhänge im Rahmen eines Cochrane-Reviews untersucht.

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Sich glutenarm zu ernähren oder ganz auf das in verschiedenen Getreidesorten enthaltene Kleber-Eiweiss zu verzichten, wird immer beliebter. Für Menschen mit Zöliakie ist der Verzicht auf Gluten tatsächlich eine medizinische Notwendigkeit. Diese durch Gluten ausgelöste Autoimmunkrankheit des Dünndarmes betrifft allerdings nur rund ein Prozent der Bevölkerung.

Aber auch viele Menschen, die eigentlich nicht auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten müssen, versprechen sich davon positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden. Gluten wird mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht, insbesondere mit Problemen des Magen-Darm-Trakts wie Durchfall oder einer ungenügenden Aufnahme von Nährstoffen. Gleichzeitig gibt es Bedenken, dass eine glutenfreie Ernährung nicht ausgewogen ist, aufgrund des geringeren Konsums von Vollkornprodukten und weil viele glutenfreie Produkte relativ viel Fett, Zucker und Kalorien enthalten. Folge einer unausgewogenen Ernährung können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.

Fragestellung des Cochrane-Reviews
Welche Auswirkungen hat eine glutenreduzierte oder glutenfreie Ernährung im Hinblick auf die Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung?

Durchführung des Cochrane Reviews
Die Autoren identifizierten eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) und drei nicht‐randomisierte Studien (Beobachtungsstudien). Die RCT wurde in Italien durchgeführt und umfasste 60 gesunde Erwachsene mit einer Nachbeobachtungszeit von sechs Monaten. Die nicht‐randomisierten Studien umfassten mehr als 450.000 Teilnehmende, die maximale Nachbeobachtungszeit lag bei mehr als 25 Jahren. Der niedrigste Wert (Median) der Glutenaufnahme lag bei 2,6 g/Tag und der höchste Wert bei 9,4 g/Tag. Dabei entspricht 1 g/Tag Glutenaufnahme einer halben Scheibe Weissbrot. In der RCT wurde eine glutenfreie mit einer herkömmlichen Ernährungsweise verglichen.

Ergebnisse
  • Sterblichkeit aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses: Kein Unterschied zwischen hohem und niedrigem Gluten-Konsum erkennbar, basierend auf 3364 Todesfällen unter den Teilnehmenden binnen 26 Jahren.
  • Gesamtsterblichkeit: Kein Unterschied erkennbar (basierend auf über 6000 Todesfällen)
  • Herzinfarkt: Kein Unterschied erkennbar (>4000 Fälle)
  • Diabetes vom Typ 2: Leicht erhöhtes Risiko (14%) bei glutenarmer Ernährung (ca. 16.000 Fälle)
  • Kurzfristige Effekte in RCT (Blutdruck, LD-Lipoprotein, Körpergewicht): keine klaren Unterschiede nach 6 Monaten
  • Stand der Evidenz: Juni 2021.
Fazit des Cochrane Reviews
«Die derzeit vorliegende Evidenz zeigt keinen klaren Zusammenhang zwischen glutenarmer Ernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weder für ein erhöhtes, noch für ein vermindertes Erkrankungsrisiko», sagt Erstautorin Christine Schmucker. Allerdings habe sich ein möglicher Zusammenhang zwischen einer reduzierten Aufnahme von Gluten und einem leicht erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes gezeigt, so Schmucker. Diabetes wiederum sei ein bedeutender Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. «Insgesamt ist die Evidenz aber von geringer bis sehr geringer Vertrauenswürdigkeit und deshalb kaum geeignet, um daraus Empfehlungen für die Praxis abzuleiten.»PS


Quelle: Cochrane Deutschland/News, 24.03.2022

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