Home/Erste Ergebnisse der COVIDOM-Studie: Welche Langzeitfolgen hat Covid-19?

Erste Ergebnisse der COVIDOM-Studie: Welche Langzeitfolgen hat Covid-19?

Nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung können manche Symptome fortbestehen. Wie viele Menschen davon betroffen sind und welche Faktoren zu einem solchen Post-Covid-Syndrom (PCS) beitragen, hat ein Team vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, untersucht.

UKSH20.7.20222"
Die Forschungsgruppe hat hierfür in der COVIDOM-Studie zu Corona-Langzeitfolgen ein leicht einsetzbares Klassifikationssystem zur Einordnung der PCS-Symptome entwickelt. Ausserdem konnten zwei massgebliche Risikofaktoren für die Entstehung eines PCS identifiziert werden.

Für die Auswertung der COVIDOM-Studie haben Prof. Bahmer und sein Team 1.400 Personen nach einer überstandenen Infektion analysiert. Mithilfe eines neuen Klassifikationssystems, des PCS-Scores, konnte das Vorliegen sowie der Schweregrad eines PCS erfasst und damit das vielfältige und komplexe Langzeitgeschehen nach einer Corona-Infektion erstmals in ein einheitliches Schema eingeordnet werden. «Dieser neue Score kann objektiv zwischen unterschiedlichen Schweregraden der PCS-Beschwerden unterscheiden», sagt Prof. Bahmer.

Der PCS-Score beruht auf zwölf Fragen, die auf unterschiedliche Symptombereiche abzielen. Die Fragen wurden den Probanden nach der Akutphase ihrer Infektion gestellt, um möglichst alle Aspekte eines vermuteten PCS zu erfassen.

PCS-Score: Abschätzung der Weiterbehandlung
«Die Einfachheit der Berechnung des PCS-Scores erlaubt es uns, ihn unmittelbar in die routinemässige Nachversorgung von Corona-Infizierten zu integrieren. Mit dem PCS-Score kann die Notwendigkeit einer fachärztlichen Weiterbehandlung abgeschätzt und die Behandlung auf einen möglichst objektiven Befund gestützt werden», sagt Prof. Dr. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Campus Kiel. Auch wenn die medizinische Versorgung von Patienten mit einem PCS nicht in den Bereich der Notfallversorgung fällt, droht die oftmals langwierige und zeitintensive Abklärung ihrer Beschwerden die begrenzten Ressourcen der Krankenversorgung zu überlasten. Eine schnelle und objektive Einordnung des klinischen Geschehens mit Hilfe des PCS-Scores könnte hier zumindest teilweise Abhilfe leisten, so die Autoren.

Klinisch relevantes PCS bei 10 bis 20 Prozent
Beim überwiegenden Teil der Probanden der COVIDOM-Studie war die akute Covid-19-Erkrankung leicht bis moderat verlaufen. Weniger als 10 Prozent mussten im Krankenhaus behandelt werden. Dennoch berichtete etwa die Hälfte der untersuchten Personen über Beschwerden, die nach der akuten Erkrankungsphase dauerhaft anhielten. Je nach Studienstandort bezeichneten sich nur 15 bis 30 Prozent der Personen neun Monate nach der Infektion als gesundheitlich vollständig unbeeinträchtigt. Beim Rest bleibt jedoch offen, ob ihre Corona-Infektion tatsächlich ursächlich für die immer noch wahrgenommenen Symptome war. Ein klinisch relevantes PCS konnte anhand des Scores bei 10 bis 20 Prozent der Probanden festgestellt werden.

Risikofaktoren: Schwerer Verlauf, geringe Resilienz
Auch zwei starke Risikofaktoren für ein PCS wurden in der COVIDOM-Studie identifiziert. «Wie erwartet erhöhten schwere Erkrankungssymptome in der Akutphase das Risiko für ein Post-Covid-Syndrom. Überraschend war jedoch, dass auch eine geringe psychosoziale Belastbarkeit und niedrige Resilienz zu einem PCS führen können», sagt Prof. Bahmer. So seien insbesondere Menschen gefährdet, die ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen als gering einschätzen und daher mit dieser neuartigen Viruserkrankung möglicherweise schlecht zurechtkamen.

Derzeit werden die Probanden der COVIDOM-Studie ca. zwölf Monate nach ihrem ersten Besuch in den Studienzentren ein zweites Mal befragt. Dabei soll geklärt werden, ob diejenigen, die nach neun Monaten einen hohen PCS-Score hatten, weiterhin unter Beschwerden leiden und welche Faktoren eventuell zum Verschwinden oder zur Besserung der Symptome beitrugen.PS

COVIDOM-Studie
In der COVIDOM-Studie, die im Rahmen des Nationalen Pandemie-Kohorten-Netzes (NAPKON/ NAPKON-POP) durchgeführt wird, untersuchen Forschende des UKSH, des Universitätsklinikum Würzburg und der Charité Berlin, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Exzellenzclusters «Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/ Precision Medicine in Chronic Inflammation» (PMI) seit März 2020 die gesundheitlichen Folgen bei Sars-CoV-2-Infizierten unterschiedlicher Schweregrade. Die Probanden werden dabei in einem populationsbasierten Ansatz in Schleswig-Holstein, Unterfranken und Berlin (Neukölln) rekrutiert. NAPKON ist eine bundesweite Forschungsplattform zu Covid-19, in der sich Universitätsklinika sowie Kliniken und Arztpraxen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, um mit gemeinsamen Forschungsstandards ein vergleichbares klinisches Bild der Akut- und Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion zu generieren.

  • Zur Originalpublikation
Bahmer T et al. Severity, predictors and clinical correlates of post-COVID syndrome (PCS) in Germany: A prospective, multi-centre, population-based cohort study - eClinicalMedicine (thelancet.com) 2022.

Quelle: Universitätsklinikum Schleswig Holstein (UKSH)/Pressemitteilung, 18.09.2022

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra