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Fahrradfahren steht in Verbindung mit sozialem Zusammenhalt

Wer seine Nachbarschaft vom Fahrradsattel aus wahrnimmt, erlebt den öffentlichen Raum sehr bewusst und unmittelbar. Eine Studie legt nun nahe, dass das dem Gemeinwohl zugutekommt.

FernUni Hagen14.11.20232"
Das Auto einfach mal stehenlassen und rauf auf den Sattel. Das ist eine Entscheidung, die nicht nur Körper, Geist und Umwelt nützt, sondern nachweisbar auch dem Zusammenhalt im näheren sozialen Umfeld: Eine psychologische Studie von Forschern an der FernUniversität in Hagen zeigt, dass Radfahren in Städten positiv mit der Orientierung am Gemeinwohl zusammenhängt. Hauptautor der Studie ist Harald Schuster, Doktorand im Hagener Lehrgebiet Community Psychology. Gemeinsam mit Dr. Jolanda van der Noll (FernUni-Lehrbeauftrage) und Lehrgebietsleiterin Prof. Dr. Anette Rohmann erforscht er in einem Projekt, wie das Mobilitätsverhalten von Menschen mit sozialem Zusammenhalt in Verbindung steht.

Untersuchung im urbanen Raum
Basis ihrer aktuellen Studie waren Umfragedaten einer repräsentativen Stichprobe der deutschen städtischen Bevölkerung aus dem Zeitraum zwischen 2014 und 2019 (GESIS Panel, Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften). Der urbane Raum erschien den Forschern als besonders aussagekräftiges Untersuchungsfeld. «Wir haben uns auf Grossstädte konzentriert, weil hier viele diverse, heterogene Menschen aufeinandertreffen», erklärt Schuster. «Die Perspektive der Community Psychology nimmt Menschen in ihren sozialen und räumlichen Kontexten in den Blick», ergänzt Anette Rohmann. «Hierbei die Bedeutung des Mobilitätsverhaltens für den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft zu untersuchen, ist eine spannende neue Perspektive.»

Insgesamt schaute sich das Team vier Aspekte von Gemeinwohlorientierung an:
  • politische Partizipation,
  • soziale Beteiligung an Organisationen,
  • Nachbarschaftssolidarität
  • und nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft.
Nachdem es die Ergebnisse um mögliche Störfaktoren wie Wohneigentum, Einkommen, Bildung oder Geschlecht bereinigt hatte, zeigte sich: Radfahren ist die einzige Variable, die einen signifikant positiven Einfluss auf alle vier Aspekte hatte.

Öffentlicher Raum als Chance für soziale Interaktion
Aber worin liegen die Gründe für diesen Zusammenhang? Macht Fahrradfahren einfach gute Laune? «Nein, aber wenn ich immer nur mit dem Auto unterwegs bin, vom Fahrstuhl über die Tiefgarage in den Wagen steige, dann sehe ich vielleicht gar nicht, dass beim Nachbarn die Regenrinne kaputt ist und er Hilfe benötigt», verdeutlicht der Psychologe seinen Erklärungsansatz mit einem Beispiel. Gerade alltägliche Begegnungen stärken das soziale Vertrauen. Und wer seine Nachbarschaft auch mal durchstreift, ohne eine Karosserie um sich zu haben, hat wahrscheinlich ganz automatisch Kontakt, bemerkt Positives oder Probleme – selbst wenn wir der Nachbarin nur beiläufig das Gartentor aufhalten, kurz beim Tragen der Einkäufe helfen oder uns über die Strasse hinweg freundlich zunicken.

Das Geflecht aus solchen kleinen Erlebnissen könnte auch als sozialer Klebstoff angesichts wachsender gesellschaftlicher Polarisierung wirken. Wie die Prozesse genau aussehen, das untersucht Schuster in weiteren Studien seines Dissertationsprojekts. «Meine Überzeugung ist, dass wir als Gesellschaft mit Blick auf die kommenden gesellschaftlichen Herausforderungen viel Zutrauen brauchen, um nicht auseinanderzufallen», unterstreicht er einen Kerngedanken der Community Psychology. «Der öffentliche Raum ist hierfür ein Geschenk!»PS


Quelle: FernUniversität in Hagen/Pressemitteilung, November 2023

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