Psychische Erkrankungen, die sich in Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder massiven Stimmungsschwankungen äussern, lassen sich klinisch oft nur schwer voneinander abgrenzen.
Eine chinesisch-deutsche Forschungsgruppe hat nun einen Unterscheidungsbaum für eine sicherere Diagnostik entwickelt. «Wir identifizierten objektive, messbare Gehirnmerkmale, mit denen psychische Erkrankungen besser voneinander abgegrenzt werden können», sagt Simon Eickhoff von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in einer
Mitteilung.
Objektive Merkmale im Gehirn
Für ihre
Studie nutzen die Forschenden Messungen der elektrischen Aktivität des Gehirns mittels EEG, unterschiedliche molekulare Informationen wie Botenstoffe oder genetische Aktivität und KI-Systeme, um Muster in den Daten zu erkennen. Dabei beobachteten sie zwei Ebenen:
- Individuelle Gehirnnetzwerke zeigten, wie stark einzelne Patientinnen und Patienten von Symptomen wie Denkstörungen oder Stimmungsschwankungen betroffen sind.
- Gemeinsame Gehirnnetzwerke enthielten Marker, mit denen die Krankheitsbilder mit etwa 80 Prozent Genauigkeit voneinander unterschieden werden konnten
Besonders auffällig waren Unterschiede in den Serotonin- und Dopamin-Systemen, also genau den Botenstoffen, auf die viele Psychopharmaka abzielen. Darüber hinaus beobachteten die Forschenden, dass Störungen im Zusammenspiel von Astrozyten und Synapsen eine zentrale Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen.
Laut Co-Autorin Sarah Genon vom Forschungszentrum Jülich vedeutlich die Studie, «dass KI und neurobiologische Daten gemeinsam helfen können, die komplexen Unterschiede zwischen psychischen Erkrankungen besser zu verstehen».