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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Helicobacter pylori und Alzheimer-Demenz?

Anhand der Daten von elektronischen Patientenakten aus Grossbritannien hat ein deutsch-kanadisches Wissenschaftlerteam den Zusammenhang zwischen dem Magenkeim Helicobacter pylori und der Alzheimerdemenz im Verlauf eines Lebens quantifiziert.

Charité 18.12.20231"
Demenzerkrankungen werden in einer alternden Bevölkerung weiter zunehmen: In den nächsten 40 Jahren wird sich die Häufigkeit von Demenz voraussichtlich verdreifachen. Da bisher keine Heilung in Sicht ist, versucht man, die Risikofaktoren für Demenz aufzuspüren – in der Hoffnung, diese dann ausschalten zu können.

Helicobacter pylori gelangt ins zentrale Nervensystem
Als einen möglichen Risikofaktor hat die Forschung schon länger den Magenkeim Helicobacter pylori (Hp) im Blick. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, aber auch Magenschleimhautentzündungen und sogar Magenkarzinome verursachen. Auch ein Zusammenhang zwischen einer Hp-Infektion und dem zentralen Nervensystem liess sich in zahlreichen Laborstudien finden. «Wir wissen, dass das Bakterium über verschiedene Wege das Gehirn erreichen kann und dort unter Umständen zu Entzündungen, Schädigungen und dem Verfall von Nervenzellen führt», erklärt Prof. Antonios Douros, Pharmakoepidemiologe an der Charité und Erstautor der Studie. Ausserdem kann ein durch den Keim geschädigter Magen Vitamin B12 und Eisen nicht mehr gut aufnehmen, was ebenfalls das Demenz-Risiko erhöht.

Viele der bisherigen Studien zum Zusammenhang zwischen einer Helicobacter-pylori-Infektion und Alzheimer hatten jedoch methodische Schwächen – zum Beispiel, weil die Anzahl der Menschen, die in der Studie berücksichtigt wurden, zu klein war. Das führte auch dazu, dass man bisher nicht genau sagen konnte, wie stark der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Hp und Alzheimerdemenz ist.

Bevölkerungsrepräsentative Studie mit über vier Millionen Menschen
Diese Schwächen auszubügeln ist Antonios Douros zusammen mit Prof. Paul Brassard von der McGill University in Montreal (Kanada) und ihren Kollegen nun gelungen. Sie berücksichtigten in ihrer Studie mit über vier Millionen Menschen nicht nur sehr viele Personen, sondern auch den zeitlichen Abstand zwischen einer Hp-Infektion und einer möglichen Erhöhung des Alzheimerrisikos. Anhand der Daten aus elektronischen Patientenakten aus Grossbritannien konnten sie den Zusammenhang zwischen dem Magenkeim Helicobacter pylori und Alzheimer-Demenz im Verlauf eines Lebens quantifizieren.

«Unsere Studie zeigt, dass symptomatische Infektionen mit Helicobacter pylori nach dem 50. Lebensjahr mit einem um elf Prozent erhöhten Risiko für Alzheimerdemenz einhergehen können. Die Risikoerhöhung erreicht ihren Maximalwert von 24 Prozent etwa ein Jahrzehnt nach der Hp-Infektion», fasst Antonios Douros die Ergebnisse zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch nach einer symptomatischen Hp-Infektion zwangsläufig an Alzheimer erkranken wird. Bei den Berechnungen handelt es sich um eine Erhöhung des relativen Risikos im Vergleich zu Personen, die keine symptomatische Hp-Infektion nach dem 50. Lebensjahr hatten.

Sind Hp-Infektionen ein beeinflussbarer Risikofaktor?
«Für uns bekräftigt dieses Ergebnis die Annahme, dass eine Helicobacter-pylori-Infektion ein beeinflussbarer Risikofaktor für Alzheimer-Demenz sein könnte», schlussfolgert der Pharmakoepidemiologe. Ob und in welchem Mass die konsequente, flächendeckende Bekämpfung dieses Magenkeims durch sogenannte Eradikationsprogramme die Entwicklung von Alzheimer tatsächlich beeinflusst, muss allerdings erst in gross angelegten randomisierten Studien getestet werden.PS

Über die Studie

Die Studie entstand unter der Federführung von Dr. Antonios Douros, Heisenberg-Professor am Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité, und Dr. Paul Brassard, Associate Professor an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der McGill University in Montreal (Kanada). Für die Studie wurde auf repräsentative Daten aus elektronischen Patientenakten aus Grossbritannien zurückgegriffen. Die anonymisierten Akten enthalten neben den Diagnosen, Arzneimittelverschreibungen und Laborwerten weitere wichtige Informationen beispielsweise zu Gewicht, Rauchgewohnheiten oder Alkoholkonsum, die zu Forschungszwecken ausgewertet werden können. Gefördert wurde die Studie von einem Project Grant der Canadian Institutes of Health Research.

  • Zur Originalpublikation
Douros A et al.: Clinically apparent Helicobacter pylori infection and the risk of incident Alzheimer's disease: a population-based nested case-control study. Alzheimers Dement 2023 Dec 13.

Quelle: Charité Universitätsmedizin Berlin, Pressemitteilung vom 13.12.2023

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