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Indikationen für Lungentransplantation und Langzeitverlauf bei Kindern unter zwölf Jahren

Die Lungentransplantation ist eine etablierte Therapieoption für Kinder und Jugendliche mit schweren und fortschreitenden Lungenerkrankungen ohne andere Behandlungsalternative. Jedoch sind die Erfahrungen aufgrund niedriger Patientenzahlen weltweit im Vergleich zu Erwachsenen sehr gering.

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Die Cystische Fibrose (CF) ist auch heute noch die häufigste Indikation für eine Lungentransplantation im Kinder- und Jugendalter, doch der Anteil hat in den letzten Jahren aufgrund zunehmend verbesserter Behandlungsmöglichkeiten kontinuierlich abgenommen.

Hingegen ist die Zahl der Transplantationen kritisch kranker, junger Kinder mit anderen Grunderkrankungen wie pulmonale Hypertonie (PH) oder interstitielle Lungenerkrankungen des Kindes (ChILD) stetig gestiegen. Mit diesem Shift geht gleichzeitig eine Verringerung des Alters zum Zeitpunkt der Transplantation von der Adoleszenz in Richtung Kinder, Kleinkinder bis hin zu Säuglingen einher.

«Die ‚neuen‘ Indikationen und das junge Alter stellen die behandelnden Ärzte vor neue Herausforderungen», sagt PD Dr. Nicolaus Schwerk, Wissenschaftler im DZL und Oberarzt in der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Hier sind z.B. die vor der Transplantation schwer kranken, teils beatmungspflichtigen Kinder sowie heterogene und komplexe Krankheitsbilder mit zusätzlicher Beteiligung anderer Organsysteme zu nennen. «Ein weiterer wichtiger Punkt ist die erhöhte Vulnerabilität des kindlichen Körpers auf potentiell toxische Medikamente sowie strahlenbelastende, diagnostische Prozeduren», betont Schwerk.

Klinischer Status vor Transplantation und postoperativer Verlauf
In einer retrospektiven Arbeit haben Nicolaus Schwerk und weitere DZL- Wissenschaftler nun den klinischen Status vor Transplantation sowie den postoperativen Verlauf von Kindern unter 12 Jahren über einen Zeitraum von 16 Jahren untersucht und mit den Ergebnissen von Jugendlichen über 12 Jahren verglichen. Von den 1766 Patienten, die von 2005-2021 an der Medizinischen Hochschule Hannover transplantiert wurden, waren 126 jünger als 18 Jahre. Hiervon flossen 42 Kinder unter 12 und 75 Jugendliche ab 12 Jahren in die Betrachtung ein.

In der Gruppe der Kinder waren die Indikationen ChILD und PH signifikant häufiger vertreten als in der Gruppe der Jugendlichen, wo die CF die häufigste Indikation darstellte. Kinder mussten vor Transplantation signifikant häufiger maschinell beatmet werden als die Jugendlichen, ausserdem benötigten sie während und nach der Transplantation häufiger eine maschinelle Lungen- bzw. Herz-Lungen-Unterstützung. Des Weiteren mussten Kinder nach Transplantation signifikant länger beatmet und intensivmedizinisch behandelt werden als Jugendliche.

Das Organüberleben 1, 5 und 8 Jahre nach Transplantation lag bei Kindern und Jugendlichen zusammen bei 91%, 72% und 68% und war in der Gruppe der Kinder mit 90%, 80% und 80% tendenziell, aber statistisch nicht signifikant, besser als in der Gruppe der Jugendlichen (92%, 69% und 62%). 8 Jahre nach Transplantation lebten noch 87% der Kinder und 69% der Jugendlichen. Es gab keine Unterschiede hinsichtlich akuter und chronischer Abstossungen sowie stationär behandlungspflichtiger Infektionen.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass sich Kinder zum Zeitpunkt der Transplantation in einem kritischeren Zustand befinden als Jugendliche. Trotzdem ist der Langzeitverlauf in dieser Altersgruppe sogar tendenziell besser als bei Jugendlichen, weshalb diese Therapieoption in dieser Altersgruppe häufiger in Betracht gezogen werden sollte.PS

  • Zur Originalpublikation
Lablonskii P et al.: Indications and outcome after lung transplantation in children under 12 years of age: A 16-year single center experience. J Heart Lung Transplant. 2022 Feb;41(2):226-236. doi: 10.1016/j.healun.2021.10.012. Epub 2021 Oct 28. PMID: 34836753.

Quelle: Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)/Pressemitteilung, 28.04.2022

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