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Kann Digitalisierung gegen den Hausärztemangel helfen?

Auf der Suche nach Lösungen für den Ärztemangel in der Grundversorgung gehen Leistungserbringer neue Wege und nehmen die Digitalisierung selber in die Hand, um den Zugang und die Qualität zu verbessern. Ein Gastbeitrag von Felix Huber.

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In der Grundversorgung ist der Ärztemangel bereits heute Realität. Diese wird sich in den kommenden Jahren noch drastisch verstärken. Philippe Luchsinger, Präsident Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) warnte kürzlich auf Medinside davor, dass man Patienten mit leichteren Erkrankungen werde abweisen müssen und laut einer OECD-Studie ein Drittel aller Konsultationen nicht mehr geleistet werden könne.

Bei regionaler Unterversorgung wird Telemedizin für leichtere Erkrankungen immer wieder als mögliche Ergänzung zum Hausarztsystem genannt. Das Potential dieser Modelle wird jedoch bis heute nicht ausgeschöpft, da der Telemedizin der Einblick in die Krankengeschichte fehlt. Dass eine Gesundheitsfachperson, die den Patienten nicht kennt, Einblick in die Patientenakte hat, ist laut dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) nicht nur das zentralste Bedürfnis der Patienten, sondern ermöglicht potentiell auch häufiger eine abschliessende Behandlung.

«Es ist nach Wegen zu suchen, wie  ausgewählte Daten aus der hausärztlichen Krankengeschichte einfach, sicher, strukturiert und genau im richtigen Moment mit der Telemedizin geteilt werden können.»

Im Hausarztmodell wird der Arzt stets auch über sämtliche Behandlungen bei anderen Leistungserbringern informiert, weshalb die hausärztliche Krankengeschichte einen umfassenden Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten abbildet. Es ist deshalb nach Wegen zu suchen, wie  ausgewählte Daten aus der hausärztlichen Krankengeschichte einfach, sicher, strukturiert und genau im richtigen Moment mit der Telemedizin geteilt werden können.

So entstand das Vorhaben Smart Managed Care. Ziel ist, dass sich Patienten im Hausarztmodell je nach Zeitpunkt und Anliegen auch an die Telemedizin wenden können, und diese – schweizweit erstmalig – einen Live-Einblick in Auszüge der aktuellen Krankengeschichte erhalten kann.

  • Der Autor: Dr. med. Felix Huber ist Präsident der mediX Ärztenetze.

Ergibt die telemedizinische Triage, dass eine ärztliche Konsultation indiziert ist, kann diese unter gewissen Umständen auch telemedizinisch durchgeführt werden. Die Ärztin oder der Arzt, welcher die Konsultation durchführt, erhält ebenfalls Zugriff auf die behandlungsrelevanten Daten aus der Krankengeschichte und kann so mit grösserer Wahrscheinlichkeit fallabschliessend behandeln.

Ermöglicht wird der systemübergreifende Datenzugriff mit einer neu geschaffenen Technologie namens «Heureka», welche im Bedarfsfall sicher und datenschutzkonform direkt auf Daten aus der Krankengeschichte des betroffenen Patienten zugreifen kann und diese dem Telemediziner zur Verfügung stellt.

«Die Lösung soll es der Telemedizin erlauben, live ausgewählte strukturierte Daten des Patienten einzusehen, ohne diese Informationen auf neuen Plattformen zu speichern.»

Die Lösung soll das bestehende EPD, bei dem Dokumente an einem separaten Ort abgespeichert werden, nicht ersetzen. Vielmehr soll es der Telemedizin erlauben, live ausgewählte strukturierte Daten des Patienten einzusehen, ohne diese Informationen auf neuen Plattformen zu speichern. Die Daten verbleiben damit immer in der Arztpraxis.

Die Konsultation wird durch Ärztinnen und Ärzte des Telemediziners oder durch Hausärzte durchgeführt. Dies kann beispielsweise für Teilzeitarbeitende attraktiv sein, welche zusätzlich stundenweise von zuhause aus arbeiten möchten, oder für Ärzte, die einen Assistenzarzt ausbilden, welcher in seiner Assistenzzeit einen Teil ihrer Patienten betreut.

Dadurch werden zusätzliche ortsunabhängige Kapazitäten geschaffen, welche helfen, einer regionalen Unterversorgung entgegenzuwirken.
Für Patienten, die über das Hausarztmodell ihren behandelnden Arzt gewählt haben, bietet diese Versorgungsform zusätzliche Vorteile. Einerseits erhalten sie jederzeit eine Anlaufstelle, welche über ihren Gesundheitszustand informiert ist und kompetent weiterhelfen kann. Andererseits wird die Zugänglichkeit, insbesondere in unterversorgten Regionen, verbessert.

Ab 2024 soll Smart Managed Care in ausgewählten Versicherungsmodellen und mit ersten Ärztenpilotiert und anschliessend laufend ausgebaut werden.PS

Quelle: Medinside, 26.08.2023

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