Medizinische Zweitmeinungen sind weit verbreitet. Doch wie unabhängig ist eine Second Opinion, wenn Informationen zwischen Ärzten ausgetauscht werden? Dieser Frage gingen Forschende aus den USA nach.
Analysiert wurden über 5300 Fälle mit Hautbiopsien. In einer ersten Phase werteten die Pathologen die Proben ohne Kenntnis der Erstdiagnose aus. Mehr als ein Jahr später erhielten die Pathologen die Biopsien derselben Patienten – ohne darüber informiert zu werden, dass es sich um dieselben Proben handelte. Während dieser zweiten Phase wurde nur einer Zufallsgruppe die Erstdiagnose dieser melanozytären Hautbiopsieproben bereitgestellt.
Eindeutige Beweise vorhanden
Gemäss Studie stellten Pathologen eher eine schwerwiegendere Diagnose, wenn sie eine schwerwiegendere Erstmeinung sahen, als wenn sie keine Vordiagnose erhielten. Und umgekehrt interpretierten die Dermatopathologen bei Erhalt einer weniger schwerwiegenden ersten Meinung mit viel grösserer Wahrscheinlichkeit ebenso eine weniger schwerwiegende Diagnose.
Besorgniserregend ist insbesondere, dass das Wissen um die Erstmeinung auch Pathologen von korrekten Diagnosen abhielt. Dies trat sogar bei Ärztinnen und Ärzten auf, die angaben, von Erstdiagnosen «überhaupt nicht beeinflusst» worden zu sein.
Komplexität des diagnostischen Prozesses
Den Studienautoren zufolge könnte es durch die Beeinflussung zu falschen Behandlungen kommen. Die Forscher der UCLA Health in Los Angeles legen nahe, dass es demnach besser ist, wenn Pathologen bei Zweitmeinungen nicht über die Erstdiagnose informiert werden.PS