Eine häufige und besonders gefährliche Form eines Schlaganfalls ist die intrazerebrale Blutung, die gemeinsam mit anderen Schlaganfallformen die dritthäufigste Todesursache darstellt. Menschen, die eine solche Gehirnblutung überlebt haben, haben generell ein erhöhtes Risiko, eine weitere Blutung zu erleiden. Häufig wäre aber aus Gründen anderer Erkrankungen die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulantien notwendig, was zu einer schwierigen Risikoabwägung führen kann. Aus diesem Grund ist es äusserst wichtig, die individuelle Gefahr erneuter Blutungen einzuschätzen. Die kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeit von Simon Fandler-Höfler von der Med Uni Graz beschäftigt sich damit, wie basierend auf MRT-Bildern das Wiederauftreten weiterer Hirnblutungen vorhergesagt werden kann.
Ursache von Gehirnblutungen von Bedeutung
In der Studie wurden die Daten von 443 Patienten mit Gehirnblutungen analysiert. Basierend auf den MRT-Bildern wurden die Ursachen der Blutungen untersucht und es wurde geprüft, welche dieser Krankheiten das grösste Risiko bergen, eine erneute Gehirnblutung hervorzurufen. Die meisten dieser Notfälle werden durch zerebrale Mikroangiopathien verursacht. Simon Fandler-Höfler dazu: «Oftmals wird eine Gehirnblutung nur hingenommen und ihre Ursachen nicht weiter untersucht. Dabei kann gerade die Feststellung der Grunderkrankung viele Informationen zu Prognose und Risiko erneuter Gehirnblutungen bieten.» Besonders hoch ist die Gefahr eines erneuten Auftretens bei der zerebralen Amyloidangiopathie, bei der es über chronische Prozesse zu Schädigungen von kleinsten Hirngefässen und daraus folgend zu Blutungen kommen kann.
Aber auch bei anderen Ursachen, wie der hypertensiven zerebralen Mikroangiopathie, kann dank moderner Bildgebung das individuelle Risiko einer erneuten Gehirnblutung gut eingeschätzt werden. Die Diagnose dieser Erkrankungen wird in der Regel mittels MRT des Gehirns erstellt – wobei in einer zweiten, separaten Forschungsarbeit gezeigt werden konnte, welche Diagnosekriterien der zerebralen Amyloidangiopathie für das Risiko einer erneuten Gehirnblutung besonders relevant sind.
Anhand von MRT gute Risikoeinschätzung möglich
Die Studie hat gezeigt, dass anhand der MRT eine gute Einschätzung des Risikos erneuter Hirnblutungen erfolgen kann – je nach Kombination von Ursache und MRT-Veränderungen kann dieses Risiko zwischen 61 % und unter 1 % über fünf Jahre liegen. Patienten mit kryptogenen Hirnblutungen, bei denen trotz ausführlicher Untersuchung keine Ursache festgestellt werden konnte, hatten ein äusserst geringes Risiko einer erneuten Hirnblutung. Diese Untersuchungsergebnisse sind nicht nur für die Behandlung wichtig, sondern auch für die Prognose für den Patienten, dessen Familie und Pflegende. «Die individuelle Einschätzung des Risikos kann mittels MRT erfolgen und hat zusätzlich zur unmittelbaren Bedeutung für die betroffenen Patienten auch oft direkte Implikationen für Entscheidungen in der medikamentösen Therapie», so Simon Fandler-Höfler.PS
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