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Krebsvorsorge: Wann ist der beste Zeitpunkt für die nächste Darmspiegelung?

Um festzulegen, nach welcher Zeit die nächste Darmspiegelung bei diesen Patienten durchgeführt werden sollte, wurden bisher fast ausschliesslich die Grösse, Charakteristika und Anzahl der Adenome herangezogen. Künftig könnten auch genetische Informationen in die Bestimmung des geeigneten Zeitintervalls einfliessen.

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Viele Menschen entwickeln im Laufe des Lebens im Innern des Dickdarmes Polypen. Bei rund 70 Prozent dieser Wucherungen handelt es sich um Adenome, die zu Krebs entarten können und deshalb vorsorglich entfernt werden müssen. Die Identifizierung und Entfernung krebsverdächtiger Darmpolypen erfolgt meist bei einer Darmspiegelung.

Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) und polygener Risikoscore (PRS)
Schon länger ist bekannt, dass neben dem Alter und Geschlecht der Person sowie der Grösse und Zahl bereits aufgetretener Adenome auch genetische Faktoren mit dem Darmkrebsrisiko in Zusammenhang stehen. So haben Studien gezeigt, dass bestimmte Variationen im Erbgut, so genannte Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs), mit dem individuellen Darmkrebsrisiko in Zusammenhang stehen. Auf Basis einer Vielzahl solcher SNPs lassen sich polygene Risikoscores (PRS) entwickeln.

«Für eine möglichst effektive Darmkrebsvorsorge wäre es wichtig zu wissen, ob solche Scores dabei helfen können, Vorsorgeuntersuchungen auf der Basis des individuellen Darmkrebsrisikos gezielter einzusetzen», erklärt der Epidemiologe Herrmann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Eine besonders wichtige Frage dabei ist, ob der PRS bei Teilnehmern der Vorsorge, bei denen bereits Adenome gefunden und entfernt wurden, hilfreiche Informationen zum individuell geeigneten Nachsorgeintervall liefern kann. Dem ging das Team um Brenner nun nach. «Wir haben untersucht, ob der PRS dazu beitragen kann, eine personalisierte Empfehlung dafür zu geben, nach wie vielen Jahren eine Kontrolluntersuchung mit einer weiteren Darmspiegelung durchgeführt werden sollte», erklärt er. «Dann könnten die Teilnehmer der Vorsorge besser und individueller beraten werden.»

PRS ermöglicht genauere Risikoabschätzung
Die Heidelberger Wissenschaftler analysierten Daten von 4696 Darmkrebspatienten und 3709 Teilnehmern ohne Darmkrebs der DACHS-Studie», einer seit 2003 in der Rhein-Neckar Region laufenden Fall-Kontroll-Studie. Nun berechneten die Forscher mithilfe statistischer Methoden unter Einbeziehung des PRS und der Daten der früheren Koloskopien das Darmkrebsrisiko. Dabei stellten sie je nach Häufigkeit und Befund vorheriger Koloskopien und dem jeweiligen PRS grosse Unterschiede fest. So entsprach das 10-Jahres-Darmkrebsrisiko von Personen mit Niedrigrisiko-Adenomen und niedrigem PRS dem 10-Jahres-Risiko von Personen ohne Polypen. Menschen mit Hochrisiko-Adenomen sowie Menschen mit Niedrigrisiko-Adenomen und hohem PRS erreichten dieses Niveau jedoch bereits innerhalb von drei bis fünf Jahren.

Aus ihren Analysen schlossen die Wissenschaftler, dass die Einbeziehung des PRS bei Personen mit einer Adenom-Historie eine genauere Risikoabschätzung erlaubt. «Diese Ergebnisse könnten helfen, die Krebsvorsorge in der klinischen Praxis besser an das individuelle Krebsrisiko des einzelnen anzupassen», so Brenner. «So könnte Menschen mit eher geringem Risiko erspart bleiben, sich öfter als notwendig einer Koloskopie zu unterziehen. Auf der anderen Seite liesse sich bei Menschen mit hohem Darmkrebsrisiko die Gefahr reduzieren, eine Krebsvorstufe zu übersehen», sagt Brenner. Ob dieses Verfahren der kombinierten Risikoermittlung exakt genug ist für die klinische Anwendung und wie es sich weiter verbessern lässt, ist Gegenstand künftiger Untersuchungen.PS


  • Zur Originalpublikation
Guo F et al.: Polygenic risk score for defining personalized surveillance intervals after adenoma detection and removal at colonoscopy. Clin Gastroenterol Hepatol 2022; DOI: 10.1016/j.cgh.2022.03.013

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)/Pressemitteilung, 14.04.2022

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