Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Julia Mayerle (LMU Klinikum München) hat erstmals einen Labortest entwickelt, der die Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Risikopatientinnen und -patienten ermöglichen könnte. Die Ergebnisse der prospektiven
Multizenterstudie wurden im Fachjournal «The Lancet Gastroenterology & Hepatology» veröffentlicht.
Späte Diagnose, hohe Mortalität
Das Pankreaskarzinom ist eine Tumorerkrankung mit sehr schlechter Prognose. Meist wird es zu spät für eine Heilung durch chirurgische oder konservative Behandlung entdeckt.
Menschen mit chronischer Pankreatitis, Verwandte ersten Grades von Patienten mit einem Pankreaskarzinom, aber auch normalgewichtige Menschen, die im Alter von über 50 Jahren einen Diabetes entwickeln, haben ein deutlich erhöhtes Risiko an Pankreaskrebs zu erkranken.
Für diese Risikogruppen existiert bisher keine effektive Vorsorge- oder Früherkennungsmethode. Der einzige etablierte Tumormarker, das CA19-9, ist nur wirklich aussagefähig, wenn das Pankreaskarzinom schon fortgeschritten oder bereits metastasiert, also nicht mehr heilbar ist.
Aussagekräftige Metabolom-Signaturen
An der neuen Studie nahmen 23 deutsche Kliniken teil. Das Team analysierte Blutproben von 1’370 Personen, bei denen Bildgebungen auf eine Raumforderung der Bauchspeicheldrüse hingewiesen hatten. Mithilfe massenspektrometrischer Verfahren wurden zwei sogenannte Metabolom-Signaturen untersucht – eine mit 12 und eine mit nur vier Metaboliten.
Die Patienten wurden zwei Jahre nachbeobachtet um sicherzustellen, ob ein Pankreaskarzinom vorlag oder sich entwickelte und ob eine andere Diagnose die Ursache des CT-Befunds war. Beide Biomarkersignaturen konnten wesentlich zuverlässiger als CA19-9 die Diagnose eines Pankreaskarzinoms ausschliessen.
Interessanterweise schnitt das kleinere Panel, bei dem nur vier Metaboliten quantifiziert werden und das dadurch kostengünstig auf nur einer Laborplattform gemessen werden kann, praktisch genauso gut ab wie der aufwendigere Test (Area under the curve AUC 0·846 (95% CI 0·842–0·849; p<0·0001 gegen CA 19-9, Spezifität von 93·6% (93·1–94·0) und Accuracy von 79·0% (78·8–79·2).
«Dieser Metabolom-Test kann den Betroffenen invasivere Diagnoseverfahren ersparen und mit ihm lässt sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren.» Prof. Julia Mayerle, LMU Klinikum München.
Noch wichtiger für die klinische Anwendung: Der negative Vorhersagewert liegt bei über 90%. Damit wurde erstmals ein in der klinischen Routine einsetzbarer Labortest entwickelt, mit dem Personen mit einem erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom oder mit dem bildgebenden Verdacht auf ein Pankreaskarzinom überwacht werden können.