Home/Männliche Samenbildung: Welche Rolle spielen die Cyclinproteine?

Männliche Samenbildung: Welche Rolle spielen die Cyclinproteine?

Wissenschaftler der Universität Bonn haben die Bedeutung von Cylicinproteinen im Zusammenhang mit männlicher Unfruchtbarkeit erforscht.

Universität Bonn5.12.20232"
Für eine erfolgreiche Befruchtung sollten Spermien sich rasch vorwärtsbewegen und normal geformt sein. Die dafür notwendige einzigartige Struktur bilden die Samenzellen in der Spermiogenese aus. Jetzt fanden Forscher vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) und vom Transdisziplinären Forschungsbereich Life & Health der Universität Bonn heraus, dass Fruchtbarkeitsprobleme sowohl bei Maus als auch beim Mensch durch Veränderungen von Cylicinen verursacht werden können. Die Spermien haben dadurch Defekte in der Bildung von Kopf- und Schwanzstruktur.

Cylicin 1 und Cylicin 2
Bei der Spermiogenese entwickeln sich runde, unreife Zellen in den Hoden zu reifen Spermien mit Kopf und Schwanz. Am vorderen Teil des Spermienkopfs, der das Erbmaterial trägt, befindet sich das Akrosom; eine Struktur, die erforderlich ist, um die Schutzschicht um die Eizelle während der Befruchtung zu durchqueren. Der Spermienschwanz ermöglicht es der Zelle, die Eizelle aktiv zu erreichen. Die Form der Spermien ist einzigartig und das Zytoskelett enthält spezielle, nur in Spermien vorkommende Proteine. Dieses Zytoskelett sorgt für die stabile Verbindung der einzelnen Teile des Spermiums. In Bereich des Spermienkopfs befindet sich die perinukleäre Theca (PT) – eine Zytoskelettstruktur, welche den Spermienkopf umschliesst. Cylicin 1 und Cylicin 2 sind dort lokalisiert. Die Rolle dieser Proteine war bisher noch nicht untersucht worden.

«Da Cylicine bei Mäusen und Menschen sehr ähnlich sind, ermöglicht unsere Studie an Mäusen, auch mehr über die menschliche Spermienentwicklung zu erfahren», sagt Korrespondenzautor Prof. Hubert Schorle vom Institut für Pathologie am UKB. «Wir erhofften uns Einblicke in das komplexe Netzwerk von Faktoren, die die Spermienentwicklung und damit auch die männliche Fruchtbarkeit steuern.»

Cylicine sind struktureller Bestandteil des Spermienkelchs
Um herauszufinden, wo Cylicine in der Spermiogenese benötigt werden, hat die Forschungsgruppe um Prof. Schorle Mäuse erzeugt und untersucht, die kein Cylicin 1 und beziehungsweise oder Cylicin 2 mehr produzieren können. «Männliche Mäuse, denen Cylicin 1 fehlte, erzielten weniger Schwangerschaften und kleinere Würfe, wenn sie mit gesunden Weibchen gepaart wurden», sagt Erstautor Dr. Simon Schneider vom Institut für Pathologie und Bonn Technology Campus der Medizinischen Fakultät. Erstautorin Andjela Kovacevic ergänzt: «Fehlen zwei oder mehr Kopien der Cylicine sind die männlichen Mäuse unfruchtbar: Die Paarung führte zu keinen Schwangerschaften.» Die Ursache für die beobachtete Unfruchtbarkeit ist, dass die Spermienköpfe kleiner und die Akrosomen beschädigt sind. Zudem sind die Schwänze eingerollt und um den Spermienkopf gewickelt, was die Beweglichkeit der Spermien massiv einschränkt. Die Bonner Forscher fanden heraus, dass interessanterweise bei diesen Spermien ein Bereich der PT, der Calyx genannt wird, fehlt. «Das deutet darauf hin, dass die Cylicine für diese Spermienstruktur wesentlich sind», sagt Prof. Schorle.

Cylicine regulieren auch die männliche Fortpflanzung beim Menschen
Die Bonner Forscher wollten auch herausfinden, ob Fruchtbarkeitsprobleme beim Menschen auch zum Teil auf Veränderungen der Cylicine zurückzuführen sind. Dazu haben sie mit Kollegen der Universität Münster kooperiert. Diese konnten in dem Patientenkollektiv der Uniklinik Münster einen Patienten identifizieren, der Gen-Varianten im Cylicin1- und Cylicin-2-Gen aufweist. Seine Spermien haben Defekte der Kopf- und Schwanzstruktur. Der Patient ist nicht in der Lage, ein Kind zu zeugen. «Aufgrund dieser Ergebnisse sollte bei männlicher Unfruchtbarkeit auch ein Test auf Genvarianten von Cylicinen in Betracht gezogen werden», sagt Prof. Schorle, der aber auch eine hoffnungsvolle Botschaft für Betroffene hat: «Da ‘nur’ das Gerüst des Spermiums nicht korrekt gebildet werden kann, könnte der Versuch, den Spermienkopf und damit des Erbmaterials in eine Eizelle zu verpflanzen, erfolgreich sein.»PS

  • Zur Originalpublikation
Schneider S, Kovacevic A et al.: Cylicins are a structural component of the sperm calyx being indispensable for male fertility in mice and human, eLife 2023.

Quelle: Universität Bonn, Pressemitteilung vom 28.11.2023

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra