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imageEin Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz konnte in einer klinischen Studie zeigen, dass eine weizenhaltige Ernährung die Erkrankungssymptome bei Multipler Sklerose verstärken kann. Dabei verstärkten die ATI-Proteine, nicht aber die ebenfalls im Weizen enthaltenen Glutenproteine die Entzündung im Gehirn. Bild: UM / via canva.com

MS-Verschlechterung durch Weizen?

Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz hat untersucht, inwieweit Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), natürliche Proteine im Weizen, die Schwere einer Multiplen Sklerose (MS) beeinflussen können.

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Die Prävalenz der MS nimmt deutlich zu, vor allem bei jungen Erwachsenen und Frauen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Kombination verschiedener Faktoren. Neben genetischen Faktoren können auch Umweltfaktoren wie die Ernährung den Verlauf der chronisch-entzündlichen Erkrankung beeinflussen.

ATI-Proteine im Tiermodell und klinischer Pilotstudie
«Es ist bekannt, dass bestimmte Weizenproteine entzündliche Reaktionen hervorrufen können. Dazu gehört die Zöliakie bei rund ein Prozent der Bevölkerung. Sie ist eine entzündliche Reaktion des Dünndarms auf Gluten, das Klebereiweiss des Weizens. Neu ist, dass andere Weizenproteine generell Entzündungen fördern können», erklärt Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan, Direktor des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin Mainz und Professor an der Harvard Medical School. «Bisher gab es jedoch keine eindeutigen Belege, dass eine weizenhaltige Ernährung auch entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems beeinflussen kann. Nun konnten wir sowohl im Tiermodell als auch in einer klinischen Pilotstudie zeigen, dass bestimmte Weizenproteine die Schwere der MS fördern können. Dabei spielen die sogenannten ATI-Proteine eine wesentlich grössere Rolle als die Glutenproteine.»

Aktivierte Entzündungszellen und Botenstoffe werden transportiert
Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) sind natürliche Proteine, die in Getreiden wie Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. Die ATI-Proteine werden kaum verdaut und verursachen leichte Entzündungsreaktionen im Darm. Dabei wirken sie nicht nur im Darm:
  • Durch ATI aktivierte Entzündungszellen und Botenstoffe können aus dem Darm auch über den Blutkreislauf in andere Teile des Körpers transportiert werden.
  • Wie die Wissenschaftler herausgefunden haben, fördern die ATI-Proteine damit bestehende Entzündungsprozesse in Organen wie der Leber oder der Lunge, und, das ist die Neuigkeit, sogar im zentralen Nervensystem.
  • Dadurch können die ATI-Proteine die Erkrankungssymptome bei einer MS verstärken.

Verschlechterung der MS im Tiermodell
Die initiale Untersuchung des Forschungsteams im Tiermodell ergab, dass sich bei einer Ernährung, die 25 Prozent Weizen enthält, die Symptome der MS stark verschlechtert haben im Vergleich zur gleichen, aber weizenfreie Ernährung. Diese Ergebnisse liessen sich auch mit einer minimalen Menge der ATI-Proteine (0,15 Prozent des Futtergewichts), nicht aber mit einer grossen Menge an Glutenproteinen (5 Prozent des Futtergewichts) reproduzieren.

Bestätigung der Ergebnisse in Pilotstudie
Die Ergebnisse aus dem Tiermodell konnte das Forschungsteam dann auch in einer klinischen Pilotstudie bestätigen. An dieser Studie nahmen Patienten mit mittelgradig schwerer, gering aktiver MS teil. Eine Studiengruppe hielt sich drei Monate lang an eine weizenreduzierte Diät, während die andere Gruppe ihre weizenhaltige Ernährung weiterführte. Nach den drei Monaten wechselten die Gruppen für weitere drei Monate zur jeweils anderen Diät.
  • Die MS-Betroffenen berichteten während der weizenfreien Diät von signifikant weniger Schmerzen.
  • Auch konnten weniger entzündliche Immunzellen in ihrem Blut gemessen werden.

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Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz konnte in einer klinischen Studie zeigen, dass eine weizenhaltige Ernährung die Erkrankungssymptome bei Multipler Sklerose verstärken kann. Dabei verstärkten die ATI-Proteine, nicht aber die ebenfalls im Weizen enthaltenen Glutenproteine die Entzündung im Gehirn. Eine weizenfreie Ernährung verbesserte die Symptome sowie Entzündungswerte der MS-Betroffenen. Bildquelle: Universitätsmedizin Mainz / Detlef Schuppan

«Unsere Studien belegen, wie wichtig die Ernährung, ihre Wechselwirkungen mit dem Darmmikrobiom und dem Darmimmunsystem für die Gesundheit ist. Eine weizenfreie Ernährung kann die Schwere einer MS, wie auch anderer entzündlicher Erkrankungen mildern. Weitere Studien, die unter anderem eine weizenfreie Ernährung mit anderen medikamentösen Therapien verbinden, sind geplant», betont Professor Schuppan.PS

Originalpublikationen
  1. evallos VF, Yogev N et al.: Dietary wheat amylase trypsin inhibitors exacerbate CNS inflammation in experimental multiple sclerosis. Gut. 2023 Dec 7;73(1):92-104.
  2. Engel S, Klotz L et al.: Attenuation of immune activation in patients with multiple sclerosis on a wheat-reduced diet: a pilot crossover trial. Ther Adv Neurol Disord. 2023 Jun 25;16:17562864231170928.

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