An der Forschungsarbeit beteiligt waren 22 Patienten, bei denen zwischen 2021 und 2023 am Universitätsklinikum AKH Wien und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin nach einer Nierentransplantation eine antikörpervermittelte Abstossung (AMR) diagnostiziert wurde. In der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie wurde den Patienten entweder die Substanz Felzartamab oder ein Plazebo verabreicht.
Felzartamab auch bei AMR von Nutzen?
Felzartamab ist ein monoklonaler CD38-Antikörper, der ursprünglich als Immuntherapie für die Behandlung von Multiplen Myelomen zur Bekämpfung der Tumorzellen im Knochenmark entwickelt wurde. «Aufgrund seines Potenzials, Immunreaktionen auf eine sehr besondere Art zu beeinflussen, rückte Felzartamab auch ins Blickfeld der Transplantationsmedizin», berichtet Studienleiter Georg Böhmig über jüngste Entwicklungen, die massgeblich auf seine Initiative zurückzuführen sind. «Unser Ziel war es, die Sicherheit und Verträglichkeit des Antikörpers als erste mögliche Therapieoption bei AMR nach Nierentransplantationen zu überprüfen», ergänzt Erstautorin Katharina Mayer. Nach einer sechsmonatigen Therapiephase und einer ebenso langen Beobachtungszeit der Studienteilnehmer konnten die Forscher vielversprechende Ergebnisse verzeichnen: Vor allem die morphologischen und molekularen Untersuchungen von Transplantatbiopsien deuten darauf hin, dass Felzartamab das Potenzial hat, AMR nach Nierentransplantationen wirksam und sicher zu bekämpfen.
«Die Ergebnisse unserer Studie könnten einen Durchbruch in der Therapie von AMR nach Nierentransplantationen darstellen», bringt es Katharina Mayer auf den Punkt. «Ausserdem geben unsere Erkenntnisse Anlass zur Hoffnung, dass Felzartamab auch den Abstossungen von anderen Spenderorganen wie Herz oder Lunge entgegenwirken könnte. Auch Xenotransplantationen von genetisch modifizierten Schweineorganen könnten dadurch vielleicht weiter in den Bereich des Möglichen rücken», blickt Georg Böhmig optimistisch in die Zukunft.
Grosse Hoffnung für Transplantationsmedizin
Als erste klinische Forschungsarbeit, die eine wirksame Massnahme bei AMR aufzeigt, wurde die interdisziplinäre Phase-II-Studie in Kooperation mit mehreren Fachabteilungen von MedUni Wien und AKH Wien wie der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie (Bernd Jilma) durchgeführt, sowie auf internationaler Ebene u. a. mit der Charité –Universitätsmedizin Berlin (Klemens Budde), dem Universitätsspital Basel, der University of Alberta, Kanada, und dem US-Start-up Human Immunology Biosciences. Als Voraussetzung für die Zulassung des Medikaments müssen die Ergebnisse im nächsten Schritt in einer multizentrischen Phase-III-Studie abgesichert werden, die basierend auf den aktuellen Studienergebnissen bereits in Planung ist.PS