Diabetes ist weit verbreitet und geht mit einem erhöhten Risiko für eine Reihe lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen einher. «Um der Entstehung der Erkrankung vorzubeugen, sind frühe Therapien bereits im Stadium des Prädiabetes wichtig. Durch unsere Ergebnisse können die Ziele dieser frühen Lebensstilinterventionen verändert werden, um insgesamt die Entstehungsraten des Diabetes zu reduzieren», erklärt Erstautor Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg.
Prädiabetes erhöht Diabetesrisiko drastisch
Um zu verhindern, dass aus dem Prädiabetes ein Diabetes wird, wird betroffenen Patienten geraten, ihr Gewicht zu reduzieren. US-amerikanische Leitlinien der American Diabetes Association (ADA) empfehlen zum Beispiel, das Körpergewicht um mindestens 7 Prozent zu senken. Die Grundlage dieser Empfehlung ist die DPP-Studie.
Das Forschungsteam von der Abteilung Innere Medizin IV, Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen, vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich in Tübingen und vom Phoenix Epidemiology and Clinical Research Branch am National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in Phoenix, USA, untersuchte, ob diese Gewichtsabnahme ausreicht. Oder ob es zur Vorbeugung von Diabetes nicht besser ist, zusätzlich die Blutzuckerwerte so zu reduzieren, dass der Prädiabetes in Remission geht.
Prävention durch einjährige Lebensstilintervention
Dazu analysierten sie die Daten von 480 Menschen mit Prädiabetes, die am US-amerikanischen Diabetes Prevention Program (DPP) teilgenommen und durch eine einjährige Lebensstilintervention mindestens 7 Prozent ihres Körpergewichts verloren hatten. Bei 114 von ihnen ging im Rahmen der Intervention auch der Prädiabetes in Remission. Die Mehrheit der 366 Studienteilnehmer hatte es jedoch trotz erfolgreicher Gewichtsreduktion nicht geschafft, ihre Blutzuckerregulation wesentlich zu verbessern. Ihr Prädiabetes war zum Ende der Intervention nicht in Remission.
- Die Forscher stellten fest, dass in der Gruppe, die abgenommen und eine Prädiabetes-Remission erreicht hatte, deutlich weniger Menschen im weiteren Verlauf einen manifesten Diabetes entwickelten.
- Die zusätzliche Remission des Prädiabetes erbrachte eine relative Risikoreduktion für die Diabetesentwicklung von 76 Prozent im Vergleich zu denjenigen, die keine Normalisierung ihrer Blutzuckerwerte erreicht hatten.
- Die absolute Risikoreduktion war höher als 10%.
«In der Gruppe mit zusätzlicher Remission des Prädiabetes kam es in den ersten knapp 4 Jahren nach der Lebensstilintervention sogar zu überhaupt keiner Erkrankung an Typ-2-Diabetes», berichtet Letztautor Andreas Birkenfeld. «In der Gruppe, die ‚nur‘ abgenommen hatte, entwickelten in diesem Zeitraum dagegen schon einige Studienteilnehmer einen manifesten Diabetes.»
Jumpertz-von Schwartzenberg und Birkenfeld ziehen ein klares Fazit: «Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Remission des Prädiabetes zusätzlich zur Gewichtsreduktion einen weiteren deutlichen Vorteil bringt. Wir propagieren daher, dass das Ziel der Prädiabetes-Remission in die Zielsetzung der Praxisleitlinien mit aufgenommen werden sollte, um die Prävention des Typ-2-Diabetes massgeblich zu verbessern.»PS