Home/Prognose-Score für die CAR-T-Zelltherapie

Prognose-Score für die CAR-T-Zelltherapie

Forschende des LMU Klinikums haben einen prädiktiven Score entwickelt, mit dem sich lebensgefährliche, langanhaltende Zytopenien nach einer CAR-T-Zelltherapie vorhersagen lassen. In einer neuen Studie haben sie herausgefunden: Mit diesem Score lässt sich auch das Risiko der Patienten für gefährliche Infektionen vorhersagen. Der Score könnte womöglich auch den Erfolg der Therapie individuell und verlässlich abschätzen.

LMU Klinikum2.6.20223"
Zunächst war bei den Nebenwirkungen und Komplikationen der CAR-T-Zelltherapie vor allem vom sogenannten Zytokinsturm und von neurologischen Symptomen die Rede. Dann aber erkannten die Münchner Mediziner zusammen mit französischen und US-amerikanischen Kliniken einen typischen Abfall der Blutzellen nach der Therapie bei einigen der Behandelten – mit teils lebensbedrohlichen Folgen.

CAR-HEMATOTOX-Score
Mit dem entwickelten CAR-HEMATOTOX-Score konnten die Forschenden das Risiko der Zytopenie individuell prognostizieren (Rejeski et al, Blood 2021). Der Score besteht aus den normalen Blutbildwerten und aus zwei Entzündungsparametern und wird vor der CAR-T-Zelltherapie erhoben.

Nun wollten die Ärzte und ihre Kollegen wissen, ob der Score auch individuelle Aussagen darüber zulässt, ob ein Patient höchstwahrscheinlich eine Infektion nach der Therapie bekommen wird und wie die Behandlung anschlägt. Dafür wurden mit diversen statistischen Methoden die Daten von rund 250 Patienten analysiert, die aufgrund eines grosszelliges B-Non-Hodgkin-Lymphoms im Routinebetrieb mit CAR-T-Zellen behandelt wurden.

Ergebnis: «Ein hoher Wert im CAR-HEMATOTOX-Score konnte die Anfälligkeit für schwere Infektionen vor Therapiebeginn gut vorhersagen», erklärt Kai Rejeski, der Erstautor der Studie.

40 Prozent der Betroffenen mit hohem Score bekamen einen schweren Infekt, dagegen nur acht Prozent der Patienten mit niedrigem Score. Bei den schweren bakteriellen Infektionen war der Unterschied mit 27 versus 0,9 Prozent noch deutlicher.

Die Auswertung der Daten ergab auch: Patienten, die nach der Therapie längere Zeit Kortison erhielten, hatten eine erhöhte Infektrate. Andererseits reduzierte die vorbeugende Gabe von Antibiotika die Zahl der schweren Infektionen bei den Betroffenen mit hohem Score erheblich. Bei den Patienten mit niedrigem Score zeigte sich dieser Nutzen nicht. «Das heisst, wir können mit unserem Score individuell abschätzen, wer im Zuge der CAR-T-Zelltherapie Antibiotika bekommen sollte und wer nicht», betont Marion Subklewe. Ein grosser Vorteil, denn jede Antibiotika-Gabe schädigt die Darmflora, die für ein funktionierendes Immunsystem wichtig ist.

Schlussendlich mussten Patienten mit hohem Score länger im Krankenhaus zur Behandlung bleiben als Patienten mit niedrigem Score. Vor allem aber schritt ihr Krebs, trotz CAR-T-Zelltherapie, schneller voran und sie starben insgesamt öfter an ihrer Erkrankung als Betroffene mit niedrigem Score. Schwere Infekte sind offenbar auch mit einer höheren Sterblichkeit der Patienten assoziiert.

Ein Online-Score Rechner wurde bereits in Zusammenarbeit mit der German Lymphoma Alliance (GLA) programmiert.

Zum Online Score-Rechner


«Insgesamt kristallisiert sich der klinische Nutzen des CAR-HEMATOTOX zunehmend heraus», sagt Kai Rejeski. Ein hoher Score bedeutet ein hohes Komplikations- und Sterblichkeitsrisiko, ein niedriger Score eben nicht. «Hochrisikopatienten profitieren wahrscheinlich von einer anti-infektiven Prophylaxe und sollten engmaschig überwacht werden», erklärt der Arzt weiter, «bei Niedrigrisikopatienten könnte man hingegen Antibiotika einsparen und in Zukunft könnten diese Patienten die CAR-T-Zelltherapie eventuell ambulant erhalten.» Das allerdings müssen weitere Studien klären.PS

  • Zur Originalpublikation
Rejeski K et al.: The CAR-HEMATOTOX risk-stratifies patients for severe infections and disease progression after CD19 CAR-T in R/R LBCL. Journal for ImmunoTherapy of Cancer. 2022 May;10(5):e004475 DOI: 10.1136/jitc-2021-004475
Quelle: LMU Klinikum/Pressemitteilung, 25.05.2022

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra