Home/Schlaganfall: Ist Thrombektomie allein ausreichend?
imageBild: Insel Gruppe

Schlaganfall: Ist Thrombektomie allein ausreichend?

Eine internationale Studie unter der Leitung des Inselspitals, Universitätsspital Bern ist der Frage nachgegangen, ob bei Verschluss eines grossen Hirngefässes ein kombiniertes Vorgehen – erst Thrombolyse, danach Thrombektomie – nicht durch die alleinige Thrombektomie ersetzt werden sollte.

Insel Gruppe11.7.20222"
Die Akutbehandlung des Hirninfarkts beruht derzeit auf zwei wesentlichen Massnahmen: der Thrombolyse und der Thrombektomie.

Thrombektomie mit oder ohne vorangehende Thrombolyse?
In der Regel erhalten Schlaganfallbetroffene, bei denen eine Thrombektomie durchgeführt wird, vorgängig eine Lyse. Da die Lysebehandlung aber ein erhöhtes Blutungsrisiko mit sich bringt, stellt sich die Frage, ob das kombinierte Vorgehen notwendig ist oder ob eine alleinige Thrombektomie – sofern diese sofort durchgeführt wird – ebenso gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielen kann. Vier kürzlich erschienene internationale Studien kamen zu widersprüchlichen Schlüssen, was in Fachkreisen zur Verunsicherung führt.

Einen wichtigen Beitrag zur Klärung dieser Kontroverse leistet die neue internationale SWIFT DIRECT Studie unter der Leitung des Stroke Centers am Inselspital, Universitätsspital Bern. Die Studie zeigt, dass sich mit der alleinigen Thrombektomie weniger gute Ergebnisse erzielen lassen als beim kombinierten Vorgehen – erst Lyse, danach Thrombektomie.

Chance für Wiedereröffnung der Hirngefässe mit Kombinationstherapie signifikant höher
Für die Studie wurden in den Jahren 2017 bis 2021 an 48 verschiedenen Schlaganfallzentren in Europa und Kanada 408 Patienten mit einem akuten Hirnschlag rekrutiert. Nach dem Zufallsprinzip erhielt die eine Hälfte der Studienteilnehmenden eine alleinige Thrombektomie und die andere Hälfte eine Kombination aus Thrombolyse und Thrombektomie.
  • Mit der Kombinationstherapie konnte bei 96 Prozent der Schlaganfallbetroffenen die Durchblutung der verschlossenen Gefässe wiederhergestellt werden, mit der alleinigen Thrombektomie dagegen nur bei 91 Prozent.
  • Die Rate der Patienten, die drei Monate nach dem Hirnschlag wieder unabhängig leben konnten, war 65 Prozent bei Studienteilnehmenden mit Kombinationstherapie und 57 Prozent bei Studienteilnehmenden mit alleiniger Thrombektomie.
  • Das Risiko einer Hirnblutung war bei der Kombinationstherapie nicht signifikant höher als bei der alleinigen Thrombektomie (3 Prozent gegenüber 2 Prozent).
«In Anbetracht unserer Ergebnisse ist bei Betroffenen, bei denen nichts gegen eine Thrombolyse spricht, der Verzicht auf eine Lysebehandlung vor der Thrombektomie nicht gerechtfertigt», kommentieren die Studienleiter Prof. Dr. med. Urs Fischer und Prof. Dr. med. Jan Gralla vom Stroke Research Center am Inselspital. «Die Studie zeigt auch, dass mit der Kombinationstherapie in den allermeisten Fällen eine Wiedereröffnung der betroffenen Hirngefässe gelingt. Entscheidender Faktor für den Heilungsverlauf bleibt, dass die Behandlung so schnell wie möglich eingeleitet werden kann.»

Als nächsten Schritt planen die Forschenden ein Therapieverfahren zu testen, bei welchem kleine Dosen eines Blutgerinnsel-auflösenden Medikaments nach der Thrombektomie verabreicht werden. Die Studie, an der sich wiederum mehrere internationale Schlaganfallzentren beteiligen werden, startet im Spätsommer dieses Jahres. «Sollte sie ein positives Ergebnis zeigen, könnte die Lyse in Zukunft nicht nur vor, sondern selektiv auch nach der Thrombektomie verabreicht werden und so den Grad der Beeinträchtigung von Schlaganfallbetroffenen weiter reduzieren», kommentiert der Studienleiter PD Dr. med. Johannes Kaesmacher.PS


Quelle: Insel Gruppe/Medienmitteilung, 08.07.2022

just-medical!
Blegistrasse 5
6340 Baar
Schweiz

www.just-medical.com

Über uns
 
Kontakt
info@docinside.ch
+41 41 766 11 55