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imageDr. Christian Karpinski von der Klinik für Kinderchirurgie und die Diplom-Psychologin Josephin Jahnke vom FamilieNetz engagieren sich in der Präventionsarbeit gegen das Schüttteltrauma. Bild: Universitätsklinikum Dresden

#SchüttelMichNicht – Eine Puppe klärt über Gefahren des Schütteltraumas auf

Dank der Initiative #SchüttelMichNicht der Babylotsen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem German Council of Shopping Places (GCSP) kann das Perinatalzentrum des Universitäts-Kinder-Frauenzentrums am Universitätsklinikum Dresden mit einer gespendeten Simulationspuppe die lebensbedrohlichen Folgen des heftigen Schüttelns von Neugeborenen anschaulich demonstrieren.

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Eltern krank oder zu früh geborener Babys werden begleitet und so auf die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt vorbereitet. Dabei geht es auch um das Bewältigen von Stresssituationen zu Hause. Eine der Herausforderungen kann darin bestehen, dass diese Babys auf Grund ihrer Unreife häufig und lange schreien und mitunter schwer zu beruhigen sind. Damit Eltern lernen, mit dieser Situation zurechtzukommen und nicht in der Stresssituation überzureagieren, werden sie geschult. Dabei wird nun auch die gespendete Simulationspuppe eingesetzt.

Auf Grenzsituationen vorbereiten
«Nachdem es gelungen ist, auch die medizinische Versorgung von extrem früh oder krank geborenen Babys in hoch spezialisierten Zentren verlässlich auf einem sehr hohen Niveau sicherzustellen, rückte in den vergangenen Jahren die Lebensqualität dieser Kinder und ihrer Eltern stärker in den Fokus», sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums: «Mit dem Ziel, auch bei den oft intensivmedizinisch versorgten Neugeborenen so früh wie möglich sichere Eltern-Kind-Bindungen aufzubauen nimmt unser Projekt 'FamilieNetz' hier eine Vorreiterrolle ein. Die Simulationspuppe ist in diesem Rahmen ein praxisnahes Mittel, das die Eltern befähigen kann, auch in Stresssituationen richtig zu agieren.» – «Keine Mutter, kein Vater will seinem Baby schaden. Und doch passiert das immer wieder», sagt Josephin Jahnke.

Gefahren des Schütteltraumas erläutern
Die Diplom-Psychologin bereitet Familien auf die Grenzsituation vor, wenn sich ein Kind über eine lange Zeit nicht beruhigen lässt und 20 Minuten oder in extremen Fällen sogar mehr als eine Stunde durchgehend schreit. In solchen Fällen die Nerven zu verlieren, ist nichts Aussergewöhnliches: «Das kann jedem so ergehen», ist sich Josephin Jahnke sicher. «Wir schätzen, dass in Deutschland jedes Jahr bis zu 200 Kinder aufgrund eines Schütteltraumas in eine Klinik gebracht werden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich doppelt so hoch. Zwischen zehn und 30 Prozent davon überleben die dabei entstandenen Hirnverletzungen nicht», sagt Dr. Christian Karpinski von der Klinik für Kinderchirurgie. 50 bis 70 Prozent der Babys, die mit Schütteltrauma in Kliniken gebracht werden, erleiden schwerste bleibende körperliche und geistige Beeinträchtigungen. Das sind Krampfanfälle, Erblindungen, Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten oder Entwicklungsverzögerungen. Lediglich zehn bis 20 Prozent der Säuglinge überleben ein Schütteltrauma ohne bleibende Schäden.

Beim Schütteln schleudert der Kopf unkontrolliert hin und her. Denn der Säugling kann – wegen seiner schwachen Nackenmuskulatur – den Kopf noch nicht allein halten. Die gewaltsamen Bewegungen führen dazu, dass das Gehirn im Schädel hin- und hergeworfen wird. Dabei können Nervenbahnen und Blutgefässe reissen. Rein äusserlich sind diese Verletzungen oft nicht sichtbar. Die akut auftretenden Symptome könnten auch andere Ursachen haben. Typische Anzeichen sind Blässe, Reizbarkeit, Apathie, Erbrechen, Krampfanfälle oder Atemstillstand.

Babys schreien in den ersten Lebenswochen besonders häufig Im Mittel schreien Babys ab der 2. bis zur 6. Lebenswoche zwei Stunden am Tag. Dies reduziert sich danach schrittweise und sinkt nach der 12. Lebenswoche auf durchschnittlich weniger als eine Stunde täglich. Gerade in den ersten Monaten scheinen viele Schreianfälle unvorhersehbar und lassen sich nicht nachvollziehen. In bis zu zehn Prozent dieser Anfälle ist das Baby untröstlich. Alle Versuche der Eltern, das Kind zu beruhigen, bleiben erfolglos. Dies kann bei den Eltern Gefühle der Hilflosigkeit, Frustration und Wut auslösen und schliesslich zum Schütteln des Kindes im Affekt führen.

Die noch immer verbreitete Ansicht, dass das Schreien in den ersten Lebensmonaten auf Probleme des Darmtrakts – sogenannte «Dreimonatskoliken» – zurückzuführen sei, ist nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr zutreffend. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass das Schreien mit verschiedenen Reifungsprozessen zusammenhängt. In den ersten Lebensmonaten lernt der Säugling in einem Anpassungs- und Reifungsprozess Schlaf- und Wachzustände, Hunger und Sättigung zu regulieren. Insbesondere bei zu früh geborenen Babys können hier Verzögerungen auftreten, so dass die Eltern dieser Kinder häufiger und intensiver mit dem Problem konfrontiert werden.PS

Weiterführende Informationen
  • Flyer Schütteltrauma für Eltern
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