Im Rahmen der Umfrage legten 13 Spitäler und Unikliniken ihre Zahlen offen. Ärzte setzen volatile Anästhetika bei zahlreichen Operationen ein. Mit der Ausatmungsluft der Patienten gelangen diese Gase meist in die Umwelt. Sie sind viel klimaaktiver als Kohlendioxid (CO2):
- Desfluran 2540-fach,
- Isofluran 510-fach,
- Sevofluran 130-fach und
- Lachgas 300-fach.
Oft ersetzbar
Bei den meisten Operationen lassen sich die klimaaktiven Anästhesiegase ersetzen durch
- intravenöse Narkosemittel
- oder mindestens durch das am wenigsten klimaschädliche Narkosegas Sevofluran.
Bedingung: Medizinisch darf nichts gegen den Austausch sprechen.
13 von 27 Spitälern legen Zahlen offen
Welche Menge dieser Narkosegase in Schweizer Spitäler und Arztpraxen jährlich zur Anwendung kommt, ist den Bundesbehörden nicht bekannt. Deshalb hat OEKOSKOP 27 Spitäler und Klinikgruppen um Angaben zu ihrem jährlichen Verbrauch an volatilen Anästhetika gebeten. 13 Kliniken (52%) liessen der AefU Zahlen zukommen, auch die fünf Universitätsspitäler in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich.
Positive Bilanz
Die Bilanz der 13 Kliniken ist erfreulich. Sie verwenden bei Narkosen im Durchschnitt von 2020 bis 2022 viel weniger des extrem klimawirksamen Desfluran (-75%) und des stark klimaaktiven Isofluran (-20%). Zugleich haben sie nicht viel mehr des am wenigsten klimarelevanten Sevofluran eingesetzt (+5%). Anscheinend ist ein Ersatz durch intravenöse Anästhetika in vielen Fällen möglich. Der klimabewusstere Umgang der 13 Spitäler mit den drei Anästhesiegasen wird den Ausstoss in CO2- Equivalenten von rund 3100 Tonnen im Jahr 2020 auf voraussichtlich 1200 Tonnen im 2022 senken (- 60%).
Noch mehr Klimaschutz möglich
Nur die Kantonsspitäler Aarau und St. Gallen sowie die Inselgruppe in Bern machten Angaben zum Anteil von Desfluran, Isofluran und Sevofluran an allen Anästhesien. 2021 belief sich ihr Anteil in Aarau auf 23% der insgesamt rund 15 500 Narkosen, im Inselspital in Bern betrug er gar 37% der ca. 36 000 Anästhesien.
Dass im Operationssaal noch mehr Klimaschutz ohne Nachteile für die Patient:innen möglich ist, zeigt das Kantonsspital St. Gallen. Nur gerade 2.2% der rund 17 000 Allgemeinanästhesien brauchen ein Narkosegas, wobei es sich ausschliesslich um Sevofluran handelt.
Lachgas weit verbreitet
Lachgas ist 300-mal klimaaktiver als CO2 und trägt, wie erwähnt, zum Ozonloch in der Stratosphäre bei. Lachgas scheint noch immer weit verbreitet, z. B. in den Geburtsabteilungen und in Kinderkliniken. Wie viel dort – oft noch via Wandanschlüsse – bezogen wird, können die wenigsten Spitäler beziffern. Seltener kommt Lachgas zudem im Notfall und bei Anästhesien zum Einsatz.
Handlungsbedarf bei Lachgas und Sevofluran
In Sachen Klimaschutz besteht also insbesondere beim Lachgas und immer noch bei Sevofluran Handlungsbedarf. Der Verbrauch der im Hinblick aufs Klima problematischsten Narkosegase Desfluran und Isofluran ging in den 13 Spitälern zurück, die sich nicht scheuten, ihre Zahlen preiszugeben. Dem zollen die AefU Anerkennung. Wichtig ist, dass sich dieser sinkende Verbrauchstrend weiter fortsetzt.PS
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