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Schweiz: Asthmaspray sparen ohne (Atem-)Not

Rund 900 000 Asthmasprays mit klimaschädlichen Treibhausgasen vergüten die Krankenkassen jährlich in der Schweiz. Doch wie viele davon könnten Ärzte mit dem Verordnen alternativer Produkte einsparen? Und ist die Umstellung auf treibgasfreie Inhalation für Patienten ohne medizinische Konsequenzen möglich?

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Asthmasprays enthalten Treibgase, die 1430 bis 3320 Mal klimaschädlicher sind als CO2. Aktuell sind 21 dieser sogenannten Dosieraerosole in der Schweiz erhältlich. Weder die Bundesämter für Umwelt, für Gesundheit, für Zoll und Grenzsicherheit noch Swissmedic erfassen die Anzahl verkaufter Dosieraerosole. Sie wissen somit auch nicht, wieviel Klimagas durch Asthmasprays in die Umwelt gelangt.

Rund 20 000 Tonnen CO2
Rund 900 000 verschriebene Asthmasprays haben die Schweizer Krankenkassen 2020 vergütet, wie die OEKOSKOP-Auswertung einer Datenbank des Krankenkassenverbands Curafutura erstmals zeigt (1). Diese Dosieraerosole enthalten geschätzte 9.7 Tonnen Norfluran und ca. 1.5 Tonnen des noch klimawirksameren Apafluran. Ihre Klimawirkung ist vergleichbar mit jener von rund 20 000 Tonnen CO2. Damit entsprach der Ausstoss dieser einzigen Therapieform 2019 in etwa 0.21% des gesamten Ausstosses an Klimagasen (ohne CO2) bzw. etwa 0.05% aller fossilen CO2-Emissionen der Schweiz. Dazu sagt Martin Vollmer, Klimaforscher an der EMPA: «Für ein einzelnes Produkt, wie eben Asthmasprays, ist das beträchtlich

Grosses Sparpotential
Die OEKOSKOP-Auswertung zeigt zudem: In der Schweiz behandelten 2019 und 2020 rund
  • 37 Prozent der Patienten ihr Asthma oder ihre chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) mit Dosieraerosolen, die klimaschädliches Treibgas enthalten.
  • 60 Prozent dagegen taten dies treibgasfrei mit Pulverinhalatoren und
  • 3 Prozent mit mobilen Verneblern (Soft Mist Inhaler, Respimat).
Schweden zeigt, dass es auch anders geht. Dort behandeln nur 13 Prozent der Patienten ihr Asthma oder COPD mit den klimaschädlichen Dosieraerosolen. Das ist also bloss ein Drittel des Anteils in der Schweiz. 87 Prozent dagegen verwenden Inhalatoren ohne Treibgas.

Zwei Drittel der jährlich verschriebenen Dosieraerosole einsparen
In der Schweiz liessen sich also in etwa zwei Drittel der jährlich verschriebenen Dosieraerosole einsparen. Das entspricht rund 600 000 Packungen oder schätzungsweise 13000 Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente), die nicht in die Umwelt gelangen. Diese Einsparung ist möglich, wenn Ärzte hierzulande bei der Verordnung von Medikamenten für Asthma und COPD den Klimaaspekt berücksichtigen, die Dosieraerosole mit Treibgas möglichst meiden und stattdessen wenn möglich Pulver- sowie mobile Vernebler-Inhalatoren (Soft Mist Inhaler) verordnen.

Umstellung auf treibgasfreie Inhalation medizinisch meist problemlos möglich
Ziel sei, «bei der inhalativen Therapie die Dosieraerosole mit klimaschädlichem Treibgas innerhalb der kommenden drei bis spätestens fünf Jahre auf das medizinisch notwendige Minimum zu reduzieren», schreiben der Pneumologe Dr. med. Thomas Rothe sowie Dr. med. Bernhard Aufdereggen, Hausarzt und Präsident der AefU in OEKOSKOP 1/22.

Die Umstellung auf treibgasfreie Inhalation sei bei den meisten Patienten medizinisch problemlos möglich. Eine englische Studie kommt sogar zum Schluss, dass Pulverinhalatoren oft besser wirkten.

Die AefU appellieren
  • an die Ärzte, ihre Verschreibungspraxis zu Gunsten klimaverträglicher Inhalationsformen zu ändern;
  • an die ärztlichen Fachgesellschaften, ihre Richtlinien zu Gunsten klimaverträglicher Inhalationsformen anzupassen und solche Alternativen von den Pharmaunternehmen zu verlangen;
  • an die Pharmafirmen, Dosieraerosole mit klimaschädlichen Treibgasen rasch und möglichst ganz durch klimaneutrale Inhalationsformen zu ersetzen.
Zudem fordern die AefU, die CO2-Fussabdrücke von Inhalatoren in die Medikamenten-Fachinformationen für Ärzte aufzunehmen.


1) Datenbank Medikamenten-App SL (ASL). Datenaufbereitung: COGE GmbH, Zürich; Datenquelle: Umsatzzahlen Tarifpool: SASIS AG, Solothurn. Auswertungen und Bereitstellung: Curafutura, Bern

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