Chronisch kranke, ältere Patienten klagen häufig über Appetitverlust, verlieren Gewicht und Muskelmasse und haben ein hohes Risiko für Mangelernährung, was wiederum ihr Sterblichkeitsrisiko stark erhöht.
EFFORT-I-Studie
In der vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten EFFORT-I-Studie konnte an über 2000 Patienten bewiesen werden, dass ein systematisches Screening für Mangelernährung im Spital, gefolgt von einer individualisierten Ernährungstherapie, einen positiven Effekt auf den Verlauf der Erkrankung hat und die Sterblichkeit senken kann. Die Langzeitergebnisse der EFFORT-I-Studie waren jedoch ernüchternd und zeigten, dass sich die initial sehr positiven Effekte nach der Beendigung der Ernährungstherapie verringerten. Zudem wies die spezifische Gruppe von mangelernährten, polymorbiden Patientinnen und Patienten ein stark erhöhtes Mortalitätsrisiko von jährlich rund 20 Prozent auf.
EFFORT-II-Studie
Die EFFORT–II-Studie («Effect of Continued Nutritional Support at Hospital Discharge on Mortality, Frailty, Functional Outcomes and Recovery Trial») untersucht deshalb unter der Leitung von Prof. Dr. med. Philipp Schütz, ob eine ambulante Ernährungstherapie nach Spitalentlassung die Mortalität von Patienten mit erhöhtem Mangelernährungsrisiko langfristig reduzieren kann. Es werden mindestens 800 Teilnehmende aus neun Schweizer Spitälern in die Studie eingeschlossen. Diese werden entweder der «Usual Care»-Kontrollgruppe (ohne Anpassung der Nachbehandlung) oder der Interventionsgruppe zugeteilt. Letztere wird zur Deckung des individuellen Kalorien- und Eiweissbedarfs einer intensiven Ernährungstherapie folgen, die mit der Einnahme eines oralen Ernährungs-Supplements ergänzt wird.
Optimaler Einsatz individueller Ernährungsunterstützung
Das Verständnis des optimalen Einsatzes individueller Ernährungsunterstützung zur wirksamen Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung ist komplex und bildet einen wichtigen Bereich der aktuellen Forschung. Insbesondere der ideale Zeitpunkt für den Beginn und die optimale Dauer der Ernährungsintervention sind ungenügend etabliert. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Prävention von Mangelernährung der vielversprechendste Ansatz sein könnte, da Daten von Patienten mit fortgeschrittener Kachexie (krankhafter Gewichtsverlust) möglicherweise ein schlechteres Ansprechen auf die Behandlung zeigen.
Ausserdem besteht grosses Interesse an der Erforschung einer langfristigen Ernährungsunterstützung nach der Spitalentlassung. «Schliesslich müssen wir verschiedene Phänotypen der Mangelernährung besser verstehen, um in Zukunft personalisierte Ansätze entwickeln zu können. EFFORT II kann hier als bisher grösste Studie im ambulanten Setting wichtige neue Erkenntnisse beisteuern und einen evidenzbasierten Standard für die Zukunft definieren», so Prof. Dr. med. Philipp Schütz.PS