Mit einem Wert von knapp sechs Prozent liegt die Schweiz bei den Spitalinfektionen (healthcare-assoziierten Infektionen) im europäischen Mittelfeld. Die letzte europäische Erhebung 2017 ergab ebenfalls einen Wert von sechs Prozent. In solchen Punktprävalenz-Erhebungen werden die Daten pro Station/Abteilung eines Spitals an einem einzigen Tag erfasst.
- 2022 hat sich die Rate der Spitalinfektionen schweizweit nicht erhöht. Das ist bemerkenswert, weil die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie mit der grossen Last in den Spitälern, verbunden mit einem Personalnotstand, durchaus zu mehr Infektionen hätte führen können.
- Grundsätzlich melden grosse Schweizer Spitäler mehr Infektionen als kleine und mittlere, weil die Krankheiten der Patienten in grösseren Institutionen komplexer und die Eingriffe risikoreicher sind.
- Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist in der Intensivmedizin am höchsten.
- Wie in anderen Erhebungen sind Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen (29 Prozent aller Spitalinfektionen) am häufigsten, gefolgt von Harnwegsinfektionen (16,3 Prozent), unteren Atemwegsinfektionen (15,8 Prozent) und Blutstrominfektionen (8,9 Prozent).
- Wie 2017 erhielt etwa jeder Dritte Krankenhauspatient Antibiotika, wobei Penicilline und Cephalosporine am häufigsten verschrieben wurden.
Messung in 108 Akutspitälern
An der nationalen Erhebung haben 108 Schweizer Akutspitäler teilgenommen, was 80 Prozent aller Schweizer Akutbetten entspricht. Dabei wurden insgesamt 14 000 Patienten untersucht, woraus ein für die Schweiz repräsentativer Wert resultiert.
Auch 2022 erfolgte die Erhebung nach dem Protokoll der European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), was einen Vergleich mit anderen europäischen Ländern erlaubt. Die Schweizer Resultate werden mit den europäischen Daten verglichen, sobald diese 2024 vorliegen. Die Spitäler können sich mit den Resultaten anderer Institutionen desselben Typs und Grösse vergleichen.
Standards in Infektionsbekämpfung und der Prävention
Die grosse Mehrheit der Spitäler füllte die WHO-Checkliste über Aktivitäten in der Infektionsbekämpfung und -Prävention aus.
Die Resultate zeigen, dass die Schweizer Spitäler ein hohes Niveau gemäss WHO-Einteilung erreichen. Verbesserungsbedarf besteht hinsichtlich der kontinuierlichen Ausbildung des Personals, beim Audit von Präventionsprozessen im Alltag und vor allem in der Durchführung von gezielten Projekten zur Infektionsprävention. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen den kleinen, mittleren und grossen Spitälern.
Die Ergebnisse der Punktprävalenz-Erhebung 2022 geben ein aktuelles Bild der healthcare-assoziierten Infektionen und des Einsatzes antimikrobieller Medikamente in Schweizer Akutspitälern. Diese Erhebungen helfen, auf nationaler Ebene, robuste und vergleichbare Zahlen zu generieren. Dies hilft mit, die Entwicklung der vermeidbaren Infektionen in Schweizer Spitälern zu verfolgen und Ansatzpunkte zur Verbesserung zu identifizieren.PS
Strategie NOSO
Mit der 2016 lancierten, nationalen Strategie zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen (NOSO) und Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) will das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit Kantonen, Spitalern, Pflegeheimen und weiteren wichtigen Akteuren schweizweit die Anwendung der Hygienestandards verbessern, die Überwachung und Prävention stärken und den Ausbau von Bildung und Forschung vorantreiben.