Nach bisheriger Studienlage könnte jeder fünfte vorzeitige Todesfall weltweit durch ein verbessertes Ernährungsverhalten verhindert werden. Besonders problematisch ist eine Ernährungsweise mit zu wenig Gemüse, Obst, Vollkorn- und Milchprodukten. In einer aufwändigen statistischen Analyse untersuchten die Wissenschaftler nun den Zusammenhang zwischen sozialen Faktoren und dem riskanten Ernährungsverhalten bei älteren Erwachsenen ab 65 Jahren.
Index zur Erfassung von ungesundem Ernährungsverhalten
«In Analysen anderer Wissenschaftler ist uns aufgefallen, dass vor allem eine Ernährung mit einem Mangel an Gemüse, Obst, Vollkorn- und Milchprodukten etwa 65 Prozent aller ernährungsbedingten Todesfälle weltweit verursacht», sagt Geigl zum Ausgangspunkt der Studie.
Die Forschungsgruppe entwickelte deshalb auf Grundlage dieser Lebensmittelgruppen einen vereinfachten Index, um das ernährungsbedingte Risikoverhalten von Bevölkerungsgruppen möglichst einfach einschätzen zu können. Studienleiter Prof. Dr. Christian Janssen ergänzt: «Ziel war es, einen übersichtlichen Index zu entwickeln, der sich ressourcenschonend in bevölkerungsrepräsentativen Gesundheitsstudien einsetzen lässt.»
Die Daten der Analyse stammen aus einer schriftlich-postalischen Erhebung bei älteren deutschen Erwachsenen ab 65 Jahren.
Insgesamt beteiligten sich 1687 Personen an der Befragung, was im Verhältnis zu vergleichbaren Erhebungen ein sehr guter Rücklauf von etwa 33 Prozent ist. Die Forscher gehen davon aus, dass die Daten durch diese Erhebungsform von besonderer Güte sind, da sich viele ältere Menschen grosse Mühe gegeben hätten, den Fragebogen gewissenhaft auszufüllen.
Das Ernährungsverhalten im Alter verbessern
Ernährungsverhalten älterer Menschen lässt sich durch spezifische Interventionen bis ins hohe Alter wirksam verbessern. Der neu entwickelte Index kann dabei helfen, mögliche Zielgruppen solcher Massnahmen zu bestimmen. Die wichtigsten Risikofaktoren für ungesunde Ernährung bei deutschen Erwachsenen ab 65 Jahren sind:
- wenig körperliche Aktivität,
- männliches Geschlecht,
- ein niedrigeres formales Bildungsniveau
- und ein erhöhter Alkoholkonsum.
«Risikoprofile ermöglichen es, Personengruppen zu bestimmen, die von ernährungsbedingten Interventionen vermutlich besonders profitieren würden. Die zumeist knapp kalkulierten Mittel zur Gesundheitsförderung und Prävention lassen sich so zielführend einsetzen, um die soziale Ungleichheit im Ernährungsverhalten älterer Menschen zu reduzieren», sagt Geigl.
Das Forschungsteam geht davon aus, dass die wesentlichen Ergebnisse der Analyse auf andere europäische Länder mit hohem Einkommen übertragbar sind.PS