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Studie belegt: Frauen mit hormonsensitivem Brustkrebs können ohne zusätzliches Risiko Kinder bekommen

Auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium 2022 wurden die Ergebnisse der POSITIVE-Studie (auch BIG Time for Baby) vorgestellt. Diese zeigen, dass die endokrine Therapie zur Verwirklichung eines Kinderwunsches ohne Rückfallrisiko unterbrochen werden kann. Aus der Schweiz waren 40 Patientinnen und 11 Spitäler aus dem SAKK-Netzwerk an der weltweiten klinischen Krebsstudie beteiligt.

SAKK9.12.2022
Mit durchschnittlich mehr als 6200 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Er macht knapp ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen bei Frauen aus. Das Risiko, im Laufe des Lebens Brustkrebs zu entwickeln, beträgt 11,6 %. Brustkrebs führt durchschnittlich zu rund 1400 Todesfällen pro Jahr. Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, beträgt für Frauen 2,4 % (1).

Etwa 20 % der Patientinnen erhalten ihre Krebsdiagnose im gebärfähigen Alter. Für viele dieser Frauen sind Fruchtbarkeit und Schwangerschaft wichtige Themen. Die Ergebnisse der POSITIVE-Studie (auch BIG Time for Baby-Studie) wurden nun auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium 2022 vorgestellt. Diese zeigten keine Nachteile für junge Frauen mit Brustkrebs, die ihre endokrine Therapie unterbrachen, um ihren Kinderwunsch zu verwirklichen. Die Rekurrenzrate war vergleichbar mit der von Frauen, die ihre Therapie nicht unterbrachen, und die meisten von ihnen brachten ein gesundes Baby zur Welt.

Brustkrebs bei jungen Frauen
Die meisten jungen Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium weisen einen hormonsensitiven Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs (ER+) auf, d. h. die Krebszellen werden durch ihre eigenen Hormone zum Wachstum angeregt. Diese Frauen erhalten deshalb eine endokrine Therapie, um durch Unterdrückung der natürlichen Hormonproduktion das Risiko eines erneuten Auftretens zu reduzieren. Die Therapie kann für einen Zeitraum von 5-10 Jahren verschrieben werden. Ihre Wirkung auf die Eierstöcke verhindert während der Behandlung eine Schwangerschaft.

Die POSITIVE-Studie – eine globale klinische Studie mit Schweizer Beteiligung
Zwischen Dezember 2014 und Dezember 2019 wurden 518 Frauen im Alter von bis zu 42 Jahren eingeschlossen, die bereit waren, ihre endokrine Therapie zur Verwirklichung ihres Kinderwunsches für einen Zeitraum von etwa zwei Jahren zu unterbrechen. Vor Unterbrechung der Behandlung erhielten die Frauen über einen Zeitraum von 18 bis 30 Monaten eine adjuvante endokrine Therapie. An der Studie nahmen Patientinnen aus 116 Spitälern und 20 Ländern auf 4 Kontinenten teil. Aus der Schweiz wurden 40 Patientinnen aus 11 Spitälern aus dem Netzwerk der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) eingeschlossen.

Monica Ruggeri, Programmleiterin für junge Patientinnen der ETOP IBCSG Partners Foundation und Koordinatorin der POSITIVE-Studie: «Wir sind dankbar für die uneingeschränkte und langfristige Unterstützung der SAKK bei der Rekrutierung von Patientinnen und Patienten über ihr Netzwerk in der Schweiz. Denn nur mit der Unterstützung von Forschungsgruppen wie der SAKK war es möglich, erstmals solide Ergebnisse zu einem für Patientinnen sehr relevanten bislang ungedeckten medizinischen Bedarf zu erhalten. Nicht umsonst lautet unser Motto: ‹Einer für alle, alle für einen!›»
Prof. Dr. med. Miklos Pless, Präsident der SAKK: «Für uns als unabhängiges Forschungsnetzwerk in der klinischen Krebsforschung ist es von zentraler Bedeutung, mit unserer Forschung einen Beitrag zu leisten, um die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten zu verbessern. Auch sind wir überzeugt, dass Zusammenarbeit ein entscheidender Faktor ist, um Antworten auf die drängenden Fragen der Krebsforschung zu finden. Studien wie die POSITIVE-Studie sind nur möglich, wenn viele Akteure zusammenarbeiten und ihre Ideen und Ressourcen miteinander teilen, um so das Leben von Brustkrebspatientinnen entscheidend zu verbessern.»
Ermutigende erste Ergebnisse
Bislang zeigen die Ergebnisse der Studie einen gegenüber anderen Studien vergleichbaren Anteil an Frauen, bei denen der Brustkrebs zurückkehrte (9,2 % vs. 8,9 %). Darüber hinaus waren die Konzeptions- und Geburtsraten mit 365 Babys mit der Allgemeinbevölkerung vergleichbar oder lagen sogar darüber. Die Studie liefert somit ermutigende Ergebnisse für jüngere Frauen mit Brustkrebs und Kinderwunsch. Dennoch muss die Entscheidung immer in enger ärztlicher Abstimmung und unter Berücksichtigung der individuellen Situation der Frau getroffen werden. Die Forschenden werden die Studienteilnehmerinnen jedoch weiter überwachen, um das Langzeitrisiko des erneuten Auftretens von Brustkrebs zu beurteilen und sicherzustellen, dass die Frauen die endokrine Therapie nach der geplanten Unterbrechung fortsetzen. Obwohl die aktuellen Ergebnisse bereits sehr vielversprechend sind, ist die Langzeit-Nachbeobachtung von grundlegender Bedeutung, da ER+ Brustkrebs auch viele Jahre nach der Erstdiagnose zurückkehren kann.

Prof. Olivia Pagani, wissenschaftliche Vorsitzende der internationalen POSITIVE-Studie der IBCSG und SAKK-Mitglied: «Die ersten Ergebnisse der POSITIVE-Studie bestätigen, dass eine Schwangerschaft für Frauen, die einen Östrogen-abhängigen Brustkrebs hatten, ein realistisches Ziel ist. Sie widerlegen damit die Annahme, dass eine Schwangerschaft das Rekurrenzrisiko erhöht. Die Familienplanung, die durch die Erkrankung abrupt unterbrochen werden musste, kann somit sicher wiederaufgenommen werden. Ich bin überglücklich, betroffenen Frauen mit der Studie eine so positive Nachricht überbringen und ihre besorgte Frage ‹Kann ich je ein Kind bekommen?› künftig positiv beantworten zu können.»


Studie mit Unterstützung aus der Schweiz
Die Studie wird gesponsert und durchgeführt von der International Breast Cancer Study Group (IBCSG), einer Division der ETOP IBCSG Partners Foundation mit Sitz in Bern, und von der Alliance for Clinical Trials in Oncology in North America in Zusammenarbeit mit der Breast International Group (BIG). Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) und ihr Netzwerk trugen ebenfalls dazu bei – aus der Schweiz waren 40 Patientinnen und 11 Spitäler aus dem SAKK-Netzwerk an der weltweiten klinischen Krebsstudie beteiligt.

Referenzen:
  1. Schweizerischer Krebsbericht 2021

Quelle: SAKK/Medienmitteilung, 9. Dezember 2022

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