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Top-5-Liste für Hebammen und Geburtshilfe

Der Schweizerische Hebammenverband (SHV) hat eine «Choosing Wisely»-Liste erstellt. Damit setzt sich eine weitere Berufsorganisation für die optimale Patientenversorgung ein.

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Der Schweizerische Hebammenverband empfiehlt, folgende fünf Interventionen zu vermeiden:

1. Kein Abnabeln des Neugeborenen vor der ersten Minute nach der Geburt, sofern keine Notsituation vorliegt.
Das Abklemmen der Nabelschnur nicht vor einer Minute ist für termin- und frühgeborene Säuglinge von Vorteil. Bei Säuglingen am Termin erhöht das verzögerte Abklemmen der Nabelschnur den Hämoglobinspiegel und verbessert die Eisenspeicher in den ersten Lebensmonaten, was sich günstig auf die Entwicklung der Kinder auswirken kann. Bei Frühgeburten ist das Abklemmen der Nabelschnur nicht vor einer Minute mit erheblichen neonatalen Vorteilen verbunden, einschliesslich einer verbesserten Übergangszirkulation, einer besseren Etablierung des Volumens roter Blutkörperchen, einem geringeren Bedarf an Bluttransfusionen und einer geringeren Inzidenz von nekrotisierender Enterokolitis und intraventrikulären Blutungen.

2. Keine Geburtseinleitung oder Kaiserschnitt planen oder empfehlen vor 39 0/7 SSW ohne klare medizinische Indikation.
Die aktuelle Studienlage zeigt, dass elektive Sektionen oder Einleitungen vor 39 0/7 SSW die Risiken für das Kind signifikant erhöhen. Die Kinder sind häufiger NICU pflichtig und zeigen vermehrt die folgenden Komplikationen:
  • erhöhte Wahrscheinlichkeit einer transienten Tachypnoe des Neugeborenen,
  • erhöhte Inzidenz des Atemnotsyndroms,
  • vermehrt Atemunterstützung nötig,
  • erhöhte Wahrscheinlichkeit einer vermuteten oder nachgewiesenen Sepsis sowie
  • erhöhte Wahrscheinlichkeit von Ernährungsproblemen des Neugeborenen.
Das kindliche Risiko bei einem geplanten Kaiserschnitt ist zwischen 37 0/7 SSW bis 37 6/7 SSW am höchsten. Bis 38 6/7 SSW lässt sich ein signifikant erhöhtes Risiko für Komplikationen nachweisen. 3. Keine routinemässigen Kaiserschnitte bei Status nach Sectio empfehlen oder planen.
Die vorliegenden wissenschaftlichen Studien empfehlen für alle Frauen den Versuch einer vaginalen Geburt bei Status nach Sectio (VBAC) sofern keine klaren medizinischen Kriterien für eine weitere Schnittentbindung vorliegen. Eine elektive Re-Sectio ist mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden. Hierzu gehören insbesondere ein höherer Blutverlust, chirurgische Komplikationen und Plazentaanomalien in zukünftigen Schwangerschaften im Vergleich zu Frauen mit einer vaginalen Geburt bei Status nach Sectio. Eine vaginale Geburt bei Status nach Sectio ist mit einem leicht erhöhten Risiko einer Uterusnarbenruptur verbunden. Die Uterusnarbenruptur ist ein seltenes Ereignis, wobei das Outcome für Kind und Mutter jedoch ganz klar vom Geburtsort und der Möglichkeit zur Durchführung eines sicheren Notfallkaiserschnittes abhängig ist. 4. Keine medikamentöse Augmentation der Wehen ohne klare medizinische Indikation.
Wenn der Geburtsverlauf regelrecht ist und es Mutter und Kind gut geht, sollen keine Interventionen zur Wehenunterstützung angeboten und empfohlen werden. Spontane Wehen sind für Mutter und Kind sicherer und fördern bei beiden die kurz- und langfristige Gesundheit.

Die Latenzphase ist definiert als die Zeitspanne von Geburtsbeginn bis zu einer Muttermundseröffnung (MM) von 4–6 cm. Die Diagnose einer protrahierten Eröffnungsphase (EP) soll erst mit Beginn der aktiven / späten EP gestellt werden. Unter der aktiven (oder späten) EP versteht man die Zeitspanne von MM 4–6 cm bis MM vollständig. Anzeichen für eine protrahierte EP sind: Muttermunderöffnung < 2 cm in 4 Stunden (Erstgebärende und Mehrgebärende), Verlangsamung der Eröffnungsgeschwindigkeit (Mehrgebärende), fehlende Veränderung bei Höhenstand bzw. Einstellung des vorangehenden Teils sowie beginnende Wehenschwäche. Bei einem protrahierten Verlauf in der aktiven EP soll zuerst eine Amniotomie angeboten werden. Erst in einem zweiten Schritt soll zur Oxytocingabe beraten und ggf. eine Behandlung durchgeführt werden.

Die Austrittsphase (AP) wird in 2 Unterphasen unterteilt: die latente / passive AP und die aktive / späte AP mit sichtbarem Kind und / oder reflektorischer Pressdrang bei vollständigem MM bzw. aktives Pressen ohne reflektorischen Pressdrang. Eine protrahierte AP wird diagnostiziert, wenn die Geburt in der aktiven AP bezüglich der Rotation und / oder Tiefertreten bei einer Erstgebärenden über 2 Stunden und bei einer Mehrgebärenden über 1 Stunde inadäquate Fortschritte aufweist.
Möglichkeiten zur Behandlung einer protrahierten AP sind vor allem die Energiezufuhr, Mobilisation / Lagewechsel der Mutter, Amniotomie und Oxytocingabe.

5. Keine routinemässige Durchführung einer Episiotomie bei vaginalen Geburten.
Studien zeigen, dass eine routinemässige Episiotomie mehr schadet als nützt. Bei einer zurückhaltenden Anwendung der Episiotomie zeigen sich weniger höhergradige Dammverletzungen, weniger Verletzungen, die genäht werden müssen, und weniger Komplikationen bei der Wundheilung. Dabei gibt es keinen Unterschied in Bezug auf postpartale Dammschmerzen, schwere Geburtsverletzungen oder der langfristigen Funktionalität des Beckenbodens. Zeigt ein Kind bei der Geburt ein pathologisches Herztonmuster kann ein Dammschnitt eine vaginale Geburt beschleunigen.PS

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