Ein Forscherteam des Universitätsspitals Genf (HUG) und der Universität Genf (UNIGE) hat mit dem neuen Radiopharmazeutikum [18F]PBR111 einen wichtigen Schritt bei der Erkennung von Entzündungen im Gehirn gemacht.
Dieser sogenannte Tracer ist für die nuklearmedizinische Bildgebung des Gehirns bestimmt. Über die Positronen-Emissions-Tomographie (PET oder PET-Scan) ermöglicht er es, Entzündungen im Gehirn genau zu visualisieren und zu quantifizieren. Dies ist vor allem bei der Diagnose und Überwachung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Multipler Sklerose wichtig.
Das Protein TSPO als wichtiger Marker
Das verwendete Radiopharmazeutikum wurde in der
Zyklotroneinheit des HUG hergestellt, einer in der Westschweiz einzigartigen Infrastruktur, die die Herstellung von Tracern für die molekulare Bildgebung ermöglicht.
Die Wirkung von [18F]PBR111 beruht auf der Bindung an das Protein TSPO, dessen Konzentration bei Entzündungen im Gehirn signifikant ansteigt. TSPO ist von besonderem Interesse als Marker für Mikroglia- und Astrozytenaktivität, die durch molekulare Bildgebung in vivo mittels PET gemessen werden kann – ein Schlüsselelement für das Verständnis neurodegenerativer Erkrankungen.
Erste klinische Studie am Menschen
Bei der
Studie wurde sechs gesunden Freiwilligen (drei Männern und drei Frauen) eine spezifische Dosis [18F]PBR111 verabreicht. Es handelte sich um die erste Studie, in der die Dosimetrie dieses Tracers beim Menschen gemessen wurde - also die Strahlenbelastung des Körpers im Zusammenhang mit seiner Verwendung.
Die Ergebnisse sind ermutigend: Die gemessene effektive Gesamtdosis beträgt 16,17 μSv/MBq bzw. 3,04 mSv pro Untersuchung. Diese Belastung gilt als moderat und ist sogar niedriger als die von den bisher verwendeten Tiermodellen vorhergesagte. Beim Vergleich von [18F]PBR111 mit anderen Tracern, die auf das gleiche Protein (TSPO) abzielen, beobachteten die Forschenden ähnliche Verteilungsmuster.
Diese Studie ebnet den Weg für eine breitere Verwendung von [18F]PBR111 in der klinischen Forschung. Sie stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Hirnbildgebung dar und könnte ein neues Werkzeug bieten, um neurodegenerative Erkrankungen besser zu verstehen, zu diagnostizieren und zu behandeln.
Zur Originalpublikation:
- Tournier BB, Mansouri Z, Salimi Y, Ceyzériat K, Mathoux G, Richard-Lepouriel H, Zullino D, Bois F, Zaidi H, Garibotto V, Tsartsalis S, Millet P.: «Radiation dosimetry of the 18 kDa translocator protein ligand [18F]PBR111 in humans», in: «Nuclear Medicine and Biology», März 2025.
- doi: 10.1016/j.nucmedbio.2025.109011.