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imageBild: DKFZ; © Bill Branson, National Cancer Institute, Wikipedia

Übergewicht als Risikofaktor für Darmkrebs bislang unterschätzt

Übergewicht ist ein bekannter Risikofaktor für Darmkrebs. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun nachgewiesen, dass dieser Zusammenhang vermutlich bislang erheblich unterschätzt wurde und die Ursachen dafür identifiziert.

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Übergewicht ist ein Risikofaktor für eine ganze Reihe von Krebserkrankungen. Besonders deutlich ist dieser Zusammenhang beispielsweise bei Gebärmutterkrebs, Nierenkrebs und auch bei Darmkrebs. Nach bisherigen Schätzungen haben adipöse Menschen ein um etwa ein Drittel höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, als normalgewichtige.

«Allerdings wurde bei diesen Untersuchungen bislang nicht berücksichtigt, dass viele Betroffene in den Jahren vor ihrer Darmkrebsdiagnose an Gewicht verlieren», sagt Hermann Brenner, Epidemiologe und Präventionsexperte am Deutschen Krebsforschungszentrum. «Das hat dazu geführt, dass der Risikobeitrag von Übergewicht in vielen Studien deutlich unterschätzt worden ist.»

Auswertung der DACHS-Studie
Um die Grössenordnung dieser Verzerrung einzuschätzen, werteten die Forscher um Brenner die Daten aus der DACHS-Studie aus*. Die fast 12000 Studienteilnehmer, die in die aktuelle Auswertung eingeschlossen waren, hatten zum Diagnosezeitpunkt Angaben zu ihrem Körpergewicht gemacht und darüber hinaus auch ihr Gewicht in den Jahren ihrer früheren runden Geburtstage angegeben.

Früheres Körpergewicht für Darmkrebsrisiko entscheidend
Anhand des Körpergewichts um den Zeitpunkt der Diagnose liess sich kein Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Darmkrebsrisiken festmachen. Ganz anders sah es jedoch aus, wenn die Forscher das frühere Körpergewicht der Teilnehmer betrachteten: Hier zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Wahrscheinlichkeit an Darmkrebs zu erkranken, der 8 bis 10 Jahre vor der Diagnose am stärksten ausgeprägt war. Studienteilnehmer, die in diesem Zeitraum ein hohes Übergewicht (Adipositas) auf die Waage brachten, erkrankten doppelt so häufig wie Normalgewichtige an Darmkrebs. «Hätten wir, wie in vielen früheren Studien geschehen, nur auf das bei Studieneintritt gemessene Gewicht geschaut, so hätten wir den Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Darmkrebsrisiko völlig übersehen», so Marko Mandic, der Erstautor der Studie.

Unbeabsichtigte Gewichtsabnahme vor der Diagnose
Bei ihren Analysen konnte das Team um Brenner noch einen weiteren Trend aufzeigen: Auffallend viele der von Darmkrebs betroffenen Studienteilnehmer hatten vor der Diagnose unbeabsichtigt an Gewicht verloren. Ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust von zwei Kilo oder mehr innerhalb von zwei Jahren vor der Diagnose (bzw. vor dem Studieneintritt) kam bei Krebsbetroffenen 7,5-mal häufiger vor als bei den Personen aus der Kontrollgruppe.

«In diesem Zeitraum ist der Krebs schon da, aber noch nicht durch Symptome aufgefallen. Hausärzte sollten ihre Patienten daher regelmässig nach unbeabsichtigtem Gewichtsverlust fragen», appelliert Brenner und fügt hinzu: «Unbeabsichtigter Gewichtsverlust könnte auch ein früher Hinweis auf andere Krebsarten oder andere Erkrankungen sein und sollte sorgfältig abgeklärt werden.»PS

* DACHS steht für: «Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening» und ist eine der weltweit grössten Fall-Kontroll-Studien zu Darmkrebs, die sie seit dem Jahr 2003 am Deutschen Krebsforschungszentrum durchgeführt wird. Zwischen 2003 und 2020 nahmen insgesamt 6602 Darmkrebspatienten sowie 7950 Menschen ohne Darmkrebs teil.

  • Zur Originalpublikation
Mandic M et al.: , Fatemeh Safizadeh, Tobias Niedermaier, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner: Association of Overweight, Obesity, and Recent Weight Loss With Colorectal Cancer Risk. JAMA Network Open. 2023, doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.9556

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)/Pressemitteilung, 04.05.2023

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