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Umfrage bei Schweizer Krankenhauspersonal: Was beeinflusst die Bereitschaft zur Corona-Impfung?

Forschende aus Konstanz und der Schweiz untersuchten die Bereitschaft zur COVID-19-Impfung bei Schweizer Krankenhauspersonal. Sie beschreiben mögliche Zusammenhänge mit verschiedenen Verhaltensmerkmalen und subjektiven Einschätzungen von sozialen Normen.

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Was charakterisiert die Krankenhausangestellten, die eine Impfung gegen das Corona-Virus ablehnten, als sie erstmals verfügbar wurde? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein interdisziplinäres Team aus ÖkonomInnen, Verhaltens- und Gesundheitswissenschaftlern aus Konstanz und der Schweiz. Anhand von Umfragedaten aus zwei grossen Schweizer Krankenhäusern identifizieren sie Einflussgrössen, die über die bereits bekannten sozio-demographischen Faktoren, wie Geschlecht und Alter, hinausgehen.

Zögerlich trotz Vorbildfunktion Seit dem 15. März 2022 gilt in Deutschland – im Gegensatz zu einigen Nachbarländern wie der Schweiz – eine Impfflicht im Gesundheitswesen, die erst kürzlich durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. Den deutschen Gesetzgebern geht es bei dieser Teilimpfpflicht vor allem um eines: den Schutz von besonders vulnerablen Gruppen, wie Pflegebedürftigen in Heimen oder Patienten in Krankenhäusern. Unabhängig von der Impfflicht und dem damit verbundenen direkten Schutzgedanken gibt es jedoch noch einen weiteren Grund, warum eine möglichst hohe Impfquote im Gesundheitswesen wünschenswert ist: die Vorbildfunktion, die Angestellte im Gesundheitswesen für die allgemeine Bevölkerung haben.

«Die Beschäftigten des Gesundheitswesens bilden oft eine Brücke zwischen Politik und Patienten. In medizinischen Fragen sind sie so etwas wie informelle Meinungsbildner für ihre Mitbürger. Impfskeptiker im Gesundheitswesen können daher einen erheblichen Einfluss auf die Impfentscheidungen der allgemeinen Bevölkerung haben», erklärt Dr. Ankush Asri, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftler an der Universität Konstanz und einer der Erstautoren. Ein Grund für Asri und seine Kollegen, genauer zu untersuchen, wie sich impfbereites Krankenhauspersonal von denjenigen Kollegen unterscheidet, die einer Impfung zögerlich gegenüberstehen oder sie verweigern.

Umfragen an zwei grossen Krankenhäusern Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führte das internationale Forschungsteam zwischen Januar und Februar 2021 eine Umfrage unter den Angestellten zweier grosser Schweizer Krankenhäuser durch. Insgesamt nahmen 965 Personen an der Umfrage teil. «Die Schweizer Gesundheitsbehörde hatte damals gerade den ersten COVID-19-Impfstoff zugelassen, die routinemässige Impfung von Gesundheitspersonal stand jedoch noch bevor», erklärt Dr. Viola Asri, ebenfalls Erstautorin der Studie. Die Studienteilnehmer wurden zu diesem Zeitpunkt gefragt, ob sie sich – kostenfreie Verfügbarkeit eines Impfstoffes und dessen Zulassung vorausgesetzt – impfen lassen würden.

Die gewerteten Antwortmöglichkeiten lauteten:
  • «Ja, sobald wie möglich»,
  • «Vielleicht später, wenn ich genügend Informationen habe» und
  • «Nein, nie».
Die Antwort auf diese Frage wurde anschliessend auf mögliche Zusammenhänge mit sozio-demographischen Faktoren untersucht, die ebenfalls mit abgefragt wurden. Hinzu kam – anders als bei vergleichbaren Studien – die Untersuchung möglicher Zusammenhänge mit einer Reihe standardisierter Verhaltensmerkmale: darunter wichtige Persönlichkeitsmerkmale, Risiko- und Zeitpräferenzen sowie die Wahrnehmung sozialer Normen. «Die Teilnehmenden mussten zum Beispiel einschätzen, wie hoch die allgemeine Impfbereitschaft in ihrer jeweiligen Region ist. Diese Antworten verwendeten wir als Mass für die individuelle Wahrnehmung der Impfbereitschaft als soziale Norm», gibt Viola Asri ein Beispiel.

Zwei Verhaltensparameter stechen heraus Die empirische Auswertung der Fragebögen bestätigte bereits bekannte sozio-demographische Zusammenhänge. «Wir konnten zum Beispiel feststellen, dass ein höheres Alter oder ein höherer Bildungsgrad die Wahrscheinlichkeit für eine direkte Impfbereitschaft steigern. Gleiches gilt für Krankenhauspersonal, das bereits zuvor einmal mit dem Corona-Virus infiziert war oder das während der Pandemie international reiste», nennt Dr. Baiba Renerte, ebenfalls Erstautorin der Studie, einige relevante Faktoren.
Neu war hingegen die Erkenntnis, dass Verhaltensmerkmale wie Geduld – erfasst durch fünf Testfragen, z. B., ob man eine kleine sofortige Bezahlung einer grösseren zeitverzögerten Bezahlung vorziehen würde – sowie die Wahrnehmung sozialer Normen bei der Impfbereitschaft eine Rolle spielen könnten. So ergab die Studie, dass «Ungeduld“ (im Sinne einer Unwilligkeit, etwas jetzt zu tun, um davon später erst zu profitieren) sowie der subjektive Eindruck, dass die Impfbereitschaft in der Bevölkerung allgemein niedrig sei, bei dem Krankenhauspersonal die Wahrscheinlichkeit erhöht hat, mit einer Impfung zu zögern oder sie abzulehnen.

Für die Forschenden ergeben sich aus diesen Ergebnissen wichtige Schlussfolgerungen für zukünftige Aufklärungs- und Informationskampagnen im Gesundheitsbereich. «Unsere Empfehlung ist, dass die Botschaften solcher Kampagnen in Zukunft auch ‚unsichtbare‘ Faktoren – wie wahrgenommene soziale Normen und Verhaltenspräferenzen – mitberücksichtigen sollten und entsprechend angepasst werden. Nur die soziodemografischen Zusammenhänge zu berücksichtigen reicht nicht aus, um eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen», schliesst Baiba Renerte.PS


Quelle: Universität Konstanz/Pressemitteilung, 27.05.2022

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