Einen Rückgang der Hausbesuche beobachten Fachleute schon länger. Aktuelle Daten aus der Schweiz bestätigen nun, dass der Schwund sich fortsetzt.
In einer retrospektiven Querschnittsstudie analysierte ein Team um Stefan Neuner-Jehle und Oliver Senn vom Hausarzt-Institut der Universität Zürich den zeitlichen Trend der Anzahl ärztlicher Hausbesuche bei älteren Menschen in der Schweiz sowie die Zusammenhänge zwischen Hausbesuchen und Patientencharakteristika. Dazu wertete die Arbeitsgruppe die Versicherungsdaten von rund 340000 Patienten im Alter ab 65 Jahren aus dem Zeitraum von 2014 bis 2018 aus.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Der Anteil derjenigen mit mindestens einem Hausbesuch pro Jahr sank in diesem Zeitraum um ein Achtel von 10,7 Prozent auf 9,3 Prozent.
- Bei der Altersgruppe ab 80 kam es zu einem ähnlich starken Rückgang, von 26 Prozent auf 23 Prozent.
- Nur bei Pflegeheimbewohnern war die Abnahme moderater (von 69 Prozent auf 66 Prozent).
- Personen mit chronischen Erkrankungen und gebrechliche Menschen ab 80 Jahren wurden am häufigsten im Rahmen von Hausbesuchen versorgt.
Als mögliche Gründe für den Rückgang der Hausbesuche wurden zeitliche Beschränkungen, unzureichende Vergütung, mangelnde Ausstattung und Bedenken bezüglich der Sicherheit oder Aggressionen seitens der Patienten identifiziert. Neuere organisatorische Veränderungen wie verbesserte Transportmöglichkeiten oder telemedizinische Angebote könnten allerdings ebenso dazu beitragen.PS