Home/Wie Lockdowns die frühkindliche Entwicklung beeinflussen
imageBild: Universität Göttingen

Wie Lockdowns die frühkindliche Entwicklung beeinflussen

Ein Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen untersuchte die Sprachentwicklung und die Bildschirmzeiten der Kleinsten während des ersten COVID-19-Lockdowns in 13 Ländern.

Universität Göttingen27.2.20223"
Forscher aus 13 Ländern haben die Auswirkungen des ersten COVID-19-Lockdowns bei 2.200 Säuglingen und Kleinkindern im Alter von acht bis 36 Monaten untersucht.
  • Eine Studie der Universität Oslo befasste sich mit der Sprachentwicklung.
  • Eine weitere, mit Beteilung der Universität Göttingen, mit den Bildschirmzeiten.
Online-Fragebogen an Eltern in 13 Ländern
Kurz nach Beginn des Lockdowns Anfang März 2020 wurden die Eltern in 13 Ländern gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Dieser enthielt Fragen zum Alter des Kindes, zum Kontakt mit verschiedenen Sprachen, zur Anzahl der Geschwister und zur Entwicklung des Wortschatzes des Kindes. Nach Ende des Lockdowns wurden die Eltern erneut kontaktiert.
Die Forscher befragten sie zu den Aktivitäten, die sie mit ihrem Kind während des Lockdowns unternommen hatten, zu der Zeit, in der ihr Kind – sowohl während des Lockdowns als auch davor – Zugang zu Bildschirmen hatte, sowie zu der Frage, wie viel Zeit sie selbst am Bildschirm verbracht hatten.

Sie baten die Eltern ausserdem, einen standardisierten Wortschatzfragebogen auszufüllen, in dem die Anzahl der Wörter angegeben wurde, die ihr Kind zu Beginn und am Ende des Lockdowns verstand und/oder sagte. So konnte das Team berechnen, wie die Anzahl der Wörter während des Lockdowns zugenommen hatte.

Kinder und Eltern länger vor dem Bildschirm
Kinder, denen häufiger vorgelesen wurde, lernten nach Angaben der Betreuungspersonen mehr Wörter als Gleichaltrige, denen weniger häufig vorgelesen wurde. Kinder, die vermehrt mit Bildschirmen in Berührung kamen, lernten weniger Wörter als ihre Altersgenossen mit weniger Bildschirmzeit. Darüber hinaus zeigt die Studie zur Bildschirmzeit, dass Kinder während des Lockdowns mehr Zeit vor dem Bildschirm verbrachten als zuvor. Je länger der Lockdown dauerte, desto länger war die gewährte Bildschirmzeit. Sie war zudem in Familien mit geringerer Schulbildung länger und in Familien, in denen die Eltern angaben, den Bildschirm selbst länger zu nutzen.

Keine nachteiligen Auswirkungen auf die Sprachentwicklung
Die Studie zur Sprachentwicklung zeigt jedoch auch, dass die Kinder während des Lockdowns insgesamt mehr Wörter lernten als erwartet. «Dass sich Eltern-Kind-Aktivitäten auf den Wortschatzzuwachs des Kindes auswirken, ist ein wichtiges Ergebnis, wenn man bedenkt, dass wir in unserer Studie die Veränderungen im Wortschatz der Kinder über einen durchschnittlichen Zeitraum von etwas mehr als einem Monat bewertet haben», sagt Prof. Dr. Julien Mayor von der Universität Oslo. Prof. Dr. Natalia Kartushina, ebenfalls von der Universität Oslo, fügt hinzu: «Dies deutet zwar darauf hin, dass die relativ kurze Isolation keine nachteiligen Auswirkungen auf die Sprache von Kleinkindern hatte, aber angesichts der aussergewöhnlichen Umstände, denen die Kinder und ihre Eltern während dieser Zeit ausgesetzt waren, sollten wir vorsichtig sein mit der Annahme, dass dies auch für normale Zeiten oder für längere Schliessungen gilt.»

Längere Bildschirmzeit wohl wegen Coronamassnahmen
Die Autoren führen die erhöhte Bildschirmzeit unter anderem auf die Corona-Massnahmen zurück: In vielen Ländern wurden Kindertagesstätten, Sporteinrichtungen und Spielgruppen für Kinder geschlossen. «Viele Betreuungspersonen befanden sich in der neuartigen Situation, ihre Kleinkinder den ganzen Tag über zu Hause zu betreuen und zu unterhalten, ohne auf andere Aktivitäten zurückgreifen zu können – und dies zusätzlich zu ihren anderen Verpflichtungen. Ihr Kind länger vor dem Bildschirm zu lassen, ist eine verständliche Lösung für diese noch nie dagewesene Situation, in der die Betreuungspersonen mit mehreren Aufgaben jonglieren mussten – Meetings bei der Arbeit oder Hausarbeiten, die Konzentration erfordern, zusammen mit einem kleinen Kind, das unterhalten werden muss. Das kennen viele von uns», sagt Hauptautorin Prof. Dr. Nivedita Mani von der Universität Göttingen.

Für das Team ist es deshalb nachvollziehbar, dass auch kleine Kinder, die keine Online-Schulpflicht oder Anwesenheitspflicht hatten, während des Lockdowns mehr Zeit am Bildschirm verbrachten. Nichtsdestotrotz finden die Autoren es beruhigend, dass die Kinder trotz der erhöhten Bildschirmzeit mehr Wörter lernten als vor der Pandemie. Dies ist möglicherweise auf andere Aktivitäten zurückzuführen, die Eltern mit ihren Kindern während des Lockdowns unternahmen.PS


Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra